Page - 37 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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aggregiert werden, um den Migrationsprozess zu untersuchen. [
vgl. Chies
1994, 72] Die makroökonomischen Theorien, die mikroökonomischen
Theorien, die Gravitationsmodelle und der Ansatz der neuen Migrations-
ökonomie werden zu den ökonomischen Theorien gezählt. Im Mittelpunkt
dieser Ansätze stehen im Allgemeinen rational handelnde Individuen, die
ihre Entscheidungen nach dem Prinzip der Nutzenmaximierung treffen.
[vgl. Dresel 2005, 35] Diese Annahme findet sich jedoch auch in anderen
Disziplinen wieder. In den letzten Jahren hat sich überdies eine Reihe von
alternativen Forschungsansätzen entwickelt. Sonja Haug [2000, 16] hat
diese in die Themenbereiche transnationale Migration, Migrationssysteme,
soziale Netzwerke und soziales Kapital eingeteilt. Eine eindeutige Trennung
dieser Ansätze ist nicht möglich. Die hier beschriebene Einteilung ist nur
eine Möglichkeit der Kategorisierung.
Autoren wie Douglas S. Massey und Joaquin Arango Graem [1993, 432ff.]
bezeichnen die Forschungslage zur Migrationstheorie als „a fragmented set
of theories" und versuchen, ,,a unifying theory" zu entwickeln, was laut Ca-
roline B. Brettell und James F. Hollifield (2008] von Alejandro Portes (1997]
kritisiert und als zwecklos erachtet wird, da es nicht möglich ist, Theorien
auf Makro- und Mikro-Ebene zu vereinen. [vgl. Portes 1997; zitiert in Bret-
tell, Hollifield 2008, 3 und 22] Dies hat zur Folge, dass auch weiterhin die
,,Fülle" an Ansätzen getrennt betrachtet werden muss. Die Einteilungssys-
teme in der Literatur unterscheiden sich nicht wesentlich voneinander. Je
nach Ausgangspunkt des Forschers konzentriert man sich auf bestimmte
Ansätze und wählt für die Theorien unterschiedliche Begriffe. Des Weiteren
lässt sich aufgrund der Vielfalt von Wissenschaftsdisziplinen und der nicht
eindeutigen Zuordenbarkeit mancher Ansätze kein eindeutiges, lückenloses
Bild der Migrationstheorien entwerfen.
Im Folgenden wird ein Überblick über die klassischen Ansätze gegeben. Da-
bei wird ausführlicher auf die Kosten-Nutzen-Analyse, auf die Push-Pull-
Modelle und auf die entscheidungstheoretischen Theorien eingegangen.
Diese Theorien wurden bereits in der Vergangenheit oftmals als Grundla-
ge für empirische Arbeiten herangezogen (siehe Kapitel 3). Vor allem im
Zusammenhang mit dem hier behandelten Thema und den angewendeten
Methoden (siehe Kapitel 4) nehmen diese Theorien einen besonderen Stel-
lenwert ein. Sie beinhalten unter anderem zahlreiche Gründe für Migra-
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien