Page - 39 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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[Ravenstein 1972a, 51; Treibei 1999, 27]. Den Titel„ The laws of Migrati-
on" verändert Ravenstein trotz Einwänden anderer Autoren in seinem fol-
genden Artikel 1889 nicht. Er gibt allerdings zu, dass den „Bevölkerungs-
gesetzen, und ökonomischen Gesetzen ganz allgemein, nicht die Rigidität
von physikalischen Gesetzen innewohnt, unterliegen sie doch fortwährend
menschlichen Einflüssen" [Ravenstein 19726, 65], stellt hier also fest, dass
auf „natürliche" Wanderungsströme - durch gesetzliche Verfügungen -
Einfluss genommen werden kann. [vgl. Ravenstein 19726, 65] In der Folge
beschreibt Ravenstein eine mögliche Klassifikation von Migrantinnen und
stellt fest, dass es lokale Wanderer, Nahwanderer, Wanderung in Etappen,
Fernwanderer und temporäre Wanderer gibt. [vgl. Lee 1966, 47f.; Treibei
1999, 25f.; Haug 2000, 1] Als primäre Ursache für Wanderung sieht er
die Anziehungskraft der Industrie- und Handelszentren. Auf Basis seiner
empirischen Untersuchungen legt Ravenstein in seinem ersten Artikel sie-
ben wesentliche „Gesetze" fest. [vgl. Ravenstein 1972a, 51] Seinen Studi-
en zufolge finden Wanderungsbewegungen Schritt für Schritt, in einer Art
Absorptionsprozess und vor allem über kurze Distanz, zum überwiegenden
Teil vom Land in Richtung Stadt statt, wobei bei kurzen Distanzen mehr
Frauen als Männer wandern [vgl. Treibei 1999, 27] und in der Stadt Ge-
borene weniger mobil sind. Wenn große Distanzen zurückgelegt werden,
dann sind Industriezentren Zielgebiete. [vgl. Ravenstein 1972a, 52] Hinzu
kommt, dass Wanderung stets Gegenströme - Rückkehr der Migrantin-
nen zum Herkunftsort - erzeugt und damit Verluste abdeckt. [vgl. Treibei
1999, 27]
Der Ansatz von Ernest G. Ravenstein [1885; 1889] wurde in den Gravita-
tionsmodellen18 aufgegriffen und weiterentwickelt. Mithilfe dieser Modelle
wird auf der Basis von Indikatoren die Attraktivität einer Region unter-
sucht und in weiterer Folge das Phänomen der Migrationsketten erklärt.
[vgl. Dresel 2005, 60] Hinter dem Gedanken des Gravitationsmodells steht
18 Die Gravitationsmodelle sind streng genommen nicht den Migrationstheorien zuor-
denbar. Sie stellen ein Analyseverfahren dar. Die Modelle dienen dazu, verschiedene
Migrationsansätze der Empirie anzupassen, und sind nach lrene Dresel und Laura
Chies sowohl der mikro- als auch makroökonomischen Theorie zuordenbar. (vgl.
Chies 1994, 72; Dresel 2005, 60] Laut Haug stellen sie eine Weiterführung der Theo-
rie von Ravenstein dar und zählen somit zu den makroökonomischen Theorien. (vgl.
Haug 2000, lf.]
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien