Page - 40 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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das physikalische Gravitationsgesetz und stellt die Anziehungskraft zwei-
er Länder in den Mittelpunkt. George Kingsley Zipf [1946] formuliert die
(Pl *P2)/D-Hypothese, die das Verhältnis der Bevölkerungsvolumen beider
Regionen (Pl und P2) zur Distanz (D) aufzeigt. Bei gegebener Populations-
größe, von der diese Hypothese ausgeht, variiert das Migrationsvolumen
zwischen zwei Gebieten aufgrund der Distanz. Je weiter die Regionen von-
einander entfernt sind, desto geringer ist also das Volumen. Im Vordergrund
der Überlegung stehen die Transportkosten, die minimiert werden, je näher
die Gebiete beieinanderliegen (Force of Diversification), aber auch desto
mehr Personen auf einem möglichst kleinen Gebiet zusammenwohnen (Force
of Unification). Beide Mechanismen, die gegensätzlich wirken, bieten einen
optimalen Kompromiss zwischen der tatsächlichen Verteilung von Personen
einerseits und dem Wanderungsverhalten andererseits. Obwohl durch einige
Untersuchungen von empirischen Wanderungsströmen Annäherungen zur
Theorie festgestellt wurden, wurden auch Abweichungen von der Regel ge-
funden. Eine interessante Modifikation nimmt Stuart C. Dodd [1950] vor.
Er ergänzt die ursprüngliche Formel von George Kingsley Zipf [1946] um
verschiedene Aktivitätsniveaus von Populationen. Damit wird die Möglich-
keit geschaffen, Subgruppen unterschiedlichstes Wanderungsverhalten zu
unterstellen, wobei eine Erklärung für diese Selektivität nicht in die Theorie
eingeschlossen ist. Ein wesentlicher Kritikpunkt an diesem Modell wird vor
allem in der unterstellten Symmetrie zwischen zwei Gebieten gesehen, da
gerade die unterschiedlichen Volumina der Wanderungsbewegungen Cha-
rakteristika der Migration zwischen zwei Gebieten darstellen. Beschrieben
werden lediglich die statistischen Zusammenhänge. Die zugrunde liegenden
Mechanismen werden vernachlässigt. [vgl. Kalter 1997, 25ff.] Eine Weiter-
führung des Modells von Zipf wird auch in der Hypothese von Samuel A.
Stouffer [19626; 1962a] gesehen. Er baut den Zusammenhang von Wande-
rungsvolumen und Distanz um die Anzahl von möglichen Opportunitäten
(z. B. Beschäftigungen, freie Stellen) und in einem weiteren Modell um die
Anzahl potenzieller Konkurrenten am Arbeitsmarkt aus. Damit kann, bei
gleicher Distanz und Bevölkerungsdichte, das Wanderungsvolumen auf-
grund der Opportunitäten variieren. [vgl. Haug 2000, lf.]
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien