Page - 41 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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2.2.2 Makroökonomische Ansätze
„Probably the oldest and best-known theory of international migration was
developed originally to explain labor migration in the process of econo-
mic development" [Massey, Graem 1993, 433]. Im Gegensatz zu den Gra-
vitationsmodellen, die die Distanz zwischen Regionen betrachten, wird in
den makroökonomischen Ansätzen auch die Differenz von entscheidenden
Faktoren in die Analyse mit aufgenommen. [vgl. Kalter 1997, 31] ,, ... dif-
ferences in net economic advantages, chiefly differences in wages, are the
main causes of migration" [Hicks 1963, 76; zitiert in Kalter 1997, 31]. Im
Vordergrund der makroökomischen Theorie stehen somit „die internatio-
nalen unterschiedlichen Voraussetzungen und Gegebenheiten" [Haug 2000,
2], die in den einzelnen Ziel- und Herkunftsregionen vorherrschen. Wesent-
liche ökonomische Faktoren sind hier Wirtschaftswachstum, räumliche
Ungleichheiten zwischen Produktionsfaktoren und die damit verbundenen
unterschiedlichen Entwicklungen zwischen den Arbeitsmärkten. [
vgl. Haug
2000, 2] Im Mittelpunkt steht die Suche nach dem Marktgleichgewicht [vgl.
Dresel 2005, 53], wobei je nach Modell restriktive Annahmen, wie zum
Beispiel vollkommene Mobilität, vollkommene Konkurrenz oder fehlende
Transportkosten, getroffen werden. [vgl. Wagner 1989, 30]
Die makroökonomischen Modelle, die sich mit der Migration auseinander-
setzen, gehen vor allem auf die Theorie von W. Arthur Lewis [1954] zurück,
der sich selbst auf John R. Hicks [1932] bezieht und in der Wanderung von
Arbeitskräften den Ausgleich interregionaler Unterschiede am Arbeitsmarkt
sieht. Für ihn stehen Produktivitäten und Löhne im Vordergrund, wobei
seiner Ansicht nach eine „optimale Allokation der Arbeitskräfte" [Chies
1994, 52] angestrebt wird. Andere Modelle, wie jenes von John R. Harris
und Michael P. Todaro [1970], das den Zusammenhang der Stadt-Land-
Migration in Entwicklungsländern beschreibt, führen zu „entgegengesetz-
ten Ergebnissen" [Chies 1994, 52].19
Die folgenden Abschnitte werden sich im Wesentlichen auf zwei unter-
schiedliche makroökonomische Theorien konzentrieren - einerseits auf die
Humankapitaltheorie und andererseits auf die Außenhandelstheorie. Im
Mittelpunkt der Humankapitaltheorie steht das Ungleichgewicht am Welt-
19 Eine kurze Darstellung des zuletzt genannten Modells findet man bei Subrata Gha-
tak et al. [1996).
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien