Page - 54 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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Minusfaktoren reagieren. Sie besitzen unterschiedliche Fähigkeiten, Hinder-
nisse zu überwinden. Wanderer tendieren weiters dazu, bestimmte Faktoren
stärker wahrzunehmen. Je nachdem, ob sie auf die Plusfaktoren am Be-
stimmungsort oder die Minusfaktoren am Ursprungsort stärker reagieren,
kommt es zu jeweiliger Selektion. [vgl. Lee 1972, 126ff.]
2.2.6 Neue Migrationsökonomie
Die neue Migrationsökonomie beziehungsweise -theorie, die auf der In-
formationstheorie basiert, berücksichtigt bisher noch nicht beachtete As-
pekte im Bereich der Mikroökonomik. Bereits Oded Stark und David E.
Bloom [1985, 175f.] haben darauf hingewiesen, dass bestimmte Faktoren
in die Analyse mit aufgenommen werden sollten. Zu berücksichtigen sind
asymmetrische Informationen im Zusammenhang mit Arbeitsverträgen der
Migrantinnen, die Rolle der Familie, die nicht bereit ist, auszuwandern,
die Aspekte des Erwerbspersonenstatus und bei Migrationsverzögerung der
Aspekt des Arbeitslosengeldes. [vgl. Dresel 2005, 45] In der Literatur wird
vor allem auf das zweite Argument hingewiesen. So werden Entscheidungen
nicht vom Individuum selbst getroffen, sondern von einer größeren Einheit
von verwandten Personen, meist Haushalten oder Familien. [
vgl. Massey,
Graem 1993, 436] In der Folge wird das Haushaltseinkommen in den Mit-
telpunkt gestellt, welches maximiert wird. Der kollektive Nutzen kann hier
jedoch dem individuellen Nutzen widersprechen, wenn zum Beispiel die
Frau ihre Teilzeitarbeit aufgeben muss. [
vgl. Haug 2000, 7] Die Maximie-
rung des Haushaltseinkommens ist jedoch nicht der einzige Faktor. Auch
die Minimierung der Risken spielt eine entscheidende Rolle. In Industrielän-
dern werden Risken im Zusammenhang mit Haushaltseinkommen durch
einen Versicherungsmarkt minimiert. Außerdem sind Kredite für neue Pro-
jekte leichter erhältlich. Dies alles stellt für Entwicklungsländer ein größeres
Problem dar. [
vgl. Massey, Graem 1993, 436]
Bedeutung erlangte dieser Ansatz bei der Berücksichtigung der Geldüber-
weisungen der entsendeten Migrantinnen ins Herkunftsland und damit
verbunden die Berücksichtigung von Haushaltseinkommen über nationale
Grenzen hinweg. [vgl. Haug 2000, 7] Damit geht diese Theorie davon aus,
dass Lohnunterschiede keine notwendige Bedingung für internationale
Migration darstellen. Anreize können auch durch Diversifikation des Risi-
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien