Page - 75 - in Pflegekräftemigration nach Österreich - Eine empirische Analyse
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Heitmueller 2005], Sprache und Distanz28 [vgl. Lundborg 1991, 363ff.] be-
handelt. Wie bereits in der Studie von Jeanette Schoorl und anderen [2000]
widmen sich auch Felix Neto und Etienne Mullet [1998] unter anderem
dem sozialen Netzwerk im Zusammenhang mit dem Migrationsverhalten
in Portugal. Hierbei zeigt sich, dass ein vorhandenes Netzwerk generell
Migrationsbewegungen positiv beeinflusst. In Verbindung mit den ökono-
mischen Faktoren präsentiert sich jedoch eine andere Situation, denn wenn
Beschäftigungsmöglichkeiten im Zielland knapp sind, hat ein vorhandenes
Netzwerk nur geringe Effekte, da man davon ausgeht, dass dieses einem
nicht helfen kann. Mit zunehmender Verbesserung der Beschäftigungsmög-
lichkeit steigt auch der Effekt des Netzwerkes. Ein sehr ähnliches Bild zeigt
sich auch bei der Gegenüberstellung von Lohnunterschieden und Netzwer-
ken. [vgl. Neto, Mullet 1998, 57ff.] Im Zusammenhang mit Netzwerken
ist hierbei auch die Literatur, die die Familie als Entscheidungsträger in den
Mittelpunkt stellt, zu sehen. Dabei konzentriert man sich unter anderem
auf die Effekte des „family life cycle and family ties" [siehe unter anderem
Nivalainen 2004, 169]29•
Aktuelle Studien zur Migration innerhalb Europas widmen sich vor allem
der potenziellen Arbeitskräftemobilität in der erweiterten Europäischen
Union. [siehe unter anderen Fertig 2001; Alvarez-Plata et al. 2003; Dust-
mann et al. 2003; Brücker, Siliverstovs 2006] Demnach könnte Migration
auf Basis einer Makro-Analyse von Silvia Stiller und Robert Wyszynski
[2006] vor allem auf Lohn- und Arbeitslosenunterschiede zwischen den
neuen EU-Mitgliedstaaten und den EU-15-Ländern und die geringe Dis-
tanz zurückgeführt werden. Dem steht jedoch die demografische Ent-
wicklung entgegen. Durch die Alterung in den EU-15-Ländern wird es zu
einer Reduzierung der verfügbaren Arbeitsplätze kommen und demnach
den Wanderungsströmen entgegenwirken. Auch „kulturelle Unterschiede,
Sprachbarrieren und individuelle Risikoaversion" [Stiller, Wyszynski 2006,
111] stellen Barrieren für die Migration zwischen den neuen EU-Staaten
und den EU-15-Ländern dar. [vgl. Stiller, Wyszynski 2006, 109ff.] Eine et-
28 Auch in der Studie von Anna Maria Mayda [2005] zu 14 OECD-Ländern wird der
Distanz eine wesentliche Rolle zugeschrieben.
29 Auch wenn es sich bei dieser beispielhaften Studie nicht um internationale Migra-
tion, sondern vor allem um Mobilität innerhalb eines Landes handelt, spielt dieser
Aspekt auch für die grenzüberschreitende Wanderung eine entscheidende Rolle.
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Pflegekräftemigration nach Österreich
Eine empirische Analyse
Forschungsergebnisse der Wirtschaftsuniversität Wien