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54 M. Früh und A. Gasser
Befehl geben sollte, und 3) in ihrer Einschätzung, wie kompetent der Roboter war. Ältere
Menschen, die keine Erfahrung in der Kommunikation mit Robotern haben, sind es nicht
gewohnt, präzise und kurze Befehle zu geben. Ihnen fehlt das Wissen, dass eine Maschine
hauptsächlich darauf ausgelegt ist, auf Hinweise zu reagieren, die aus vordefinierten
Wörtern oder Sätzen bestehen. Folglich waren einige der älteren Menschen in dieser Stu-
die sehr gesprächig und plauderten überraschend offen mit dem Roboter, als ob es ein
menschliches Wesen wäre, obwohl sein Design das Gegenteil andeutete.
Auswirkungen
Ein Roboter muss in der Lage sein, auf sehr viele verschiedene Eingaben zu reagie-
ren. Für die Spracherkennung bedeutet dies, nicht nur auf einzelne Wortzuweisungen
zu reagieren, sondern auf den Inhalt ganzer Sätze. Idealerweise kann der Roboter ent-
scheiden, ob der Inhalt positiv oder negativ ist, und ihn mit dem Gesichtsausdruck des
Benutzers vergleichen, um die korrekte Erkennungsrate zu erhöhen.
Gerade dieser Mangel an Erfahrungswissen auf der Seite der älteren Personen in die-
ser Studie ermöglichte es ihnen, viel offener für das zu sein, was der Roboter leisten
konnte. Da die älteren Personen keine vorherige Erfahrung hatten, wussten sie nichts
über den Umfang der heutigen technischen Möglichkeiten. Dies spiegelte sich auch in
der Tatsache wider, dass die Teilnehmenden den Roboter als kompetent empfanden,
selbst wenn es zwei oder in einem Fall sogar drei Versuche dauerte, ein Objekt aufzu-
heben. Sie fanden den Roboter auch nicht langsam, selbst wenn der Roboter in einem
Fall fast drei Minuten benötigte, um den Gegenstand aufzuheben. Es ist wahrscheinlich,
dass sie, wenn sie mehr Erfahrung hätten, erwartet hätten, dass der Roboter schneller ist
oder Funktionalitäten zur Spracherkennung hat. Weitere Untersuchungen sind erforder-
lich, um herauszufinden, wie das Design eines Roboters die Wahrnehmung und die
Erwartungen eines Benutzers beeinflusst.
3.8.2.2 Höflichkeit
Die älteren Menschen in dieser Studie waren insgesamt sehr höflich zu dem Roboter und
sagten „Danke“ und „Bitte“. Einige ältere Menschen benutzten das Pronomen „Sie“,
wenn sie den Roboter ansprachen. Dies unterstützt experimentelle Befunde von Nass
(2004), die zeigten, dass Menschen menschliche Qualitäten in Computern wahrnehmen,
die sie eigentlich nicht haben. In dieser Studie waren sie nicht nur höflich, sondern auch
interessiert am Musikstück, welches der Roboter als sein Lieblingslied deklarierte. Dies
impliziert, dass sie akzeptieren, dass der Roboter eine Persönlichkeit mit eigenen Präfe-
renzen haben kann.
Im Vergleich unserer Ergebnisse mit ähnlichen Literaturarbeiten haben wir fest-
gestellt, dass auch in unserer Studie ältere Menschen den Robotern menschliche Züge
wie Höflichkeit und Humor zuschrieben und erwarteten, dass sie sich so intelligent wie
Menschen verhalten, obwohl sie wussten, dass der Roboter eine Maschine ist. Das Ver-
halten von Robotern, wie beispielsweise die Verwendung von Körperbewegungen, beein-
flusst höchstwahrscheinlich, wie lebensecht der Roboter wahrgenommen wird. In unserer
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