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Sozial interagierende Roboter in der Pflege
berücksichtigt werden, zum anderen soll die Interaktion auch nachhaltig ansprechend
gestaltet werden, damit der Nutzer auch nach Monaten oder Jahren noch engagiert
bleibt. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass sich die Interessen, Bedürfnisse und
Fähigkeiten von Nutzern mit der Zeit verändern. Um eine an den jeweiligen Menschen
angepasste Interaktion bereitstellen zu können, muss der Roboter in der Lage sein, vom
Nutzer zu lernen und seine eigenen Fähigkeiten an die Persönlichkeit, Stimmung und
Präferenzen des Menschen anzupassen. Breazeal (2004) hat für dieses Verhalten den
Begriff „sozial situiertes Lernen“ geprägt. In Abschn. 4.3.3 wird auf aktuelle Verfahren
eingegangen, die sozial situiertes Lernen ermöglichen.
4.3 Technische Voraussetzungen
Die Umsetzung von bedienfreundlichen Nutzerschnittstellen für Senioren und Senio-
rinnen ist mit enormen technischen Herausforderungen verbunden. Da diese Generation
nicht an den Umgang mit technischen Systemen gewöhnt ist, ist mit Berührungsängsten
zu rechnen. Des Weiteren müssen körperliche Einschränkungen wie verminderte Seh-
fähigkeit oder zittrige Hände bedacht werden. Daher ist eine natürliche und intuitive
Nutzerschnittstelle wünschenswert, welche beispielsweise über natürliche Sprache oder
Haptik funktioniert.
Sprachbasierte Steuerung bietet den Vorteil, dass Menschen mit dieser Form der
Kommunikation vertraut sind. Durch jüngste Fortschritte auf dem Gebiet der Sprach-
erkennung ist es möglich geworden, solche Schnittstellen im Alltag einzusetzen. Bei-
spielsweise testete das Front Porch Center for Innovation and Wellbeing über sechs
Monate hinweg den Einsatz von Amazon Alexa in einer Seniorengemeinde, mit über-
wiegend positiven Rückmeldungen (Mizak et al. 2017).
Reis et al. (2017) verglichen die Sprachassistenten Amazon Alexa, Google Assistant,
Microsoft Cortana und Apple Siri im Hinblick auf den Einsatz im Haushalt von Senio-
ren. Dabei lag der Schwerpunkt auf den angebotenen Diensten, zu welchen diese jeweils
die zentrale Schnittstelle bilden. Zum Repertoire der Agenten gehören praktische Auf-
gaben wie Terminplanung, Wettervorhersage oder die Suche nach Nachrichten und Infor-
mationen, Unterhaltungsfunktionen wie Musikwiedergabe oder Spiele, aber vor allem
auch die Kommunikation mit Freunden und Familie. Dies deckt sich mit den Funktio-
nen, welche von der Zielgruppe gewünscht werden (Mizak et al. 2017; Pino et al. 2015).
Durch den Einzug in den häuslichen Bereich und die ständige Präsenz im All-
tag ihrer Nutzer wird sich auch die Rolle dieser Technologie vom reinen Werkzeug hin
zum persönlichen Begleiter oder sogar Freund wandeln. Damit werden emotionale und
soziale Faktoren bei der Mensch-Technik-Interaktion immer wichtiger. Das Bedürfnis
danach zeigt sich auch darin, dass Senioren und Seniorinnen neben der vorgeschriebenen
Interaktion auch dazu tendieren, sich mit Robotern über Persönliches zu unterhalten, wie
beispielsweise Unzufriedenheit mit der Lebenssituation oder den Angehörigen (Sabelli
et al. 2011).
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