Page - 75 - in Pflegeroboter
Image of the Page - 75 -
Text of the Page - 75 -
754
Sozial interagierende Roboter in der Pflege
fehlerhaft sein, auch die Interpretation der Rohsignale bringt nochmals Rauschen mit
sich. Auf Basis der durch die Signalverarbeitung angenäherten Informationen, beispiels-
weise des vom Menschen gezeigten Engagements oder seines Lächelns, kann schließ-
lich ein Nutzermodell erstellt werden. Dieses dient dann als Eingabe für das bestärkende
Lernen, das das Verhalten des Roboters steuert, der im Verlauf der Zeit erlernen kann, in
welcher Situation auf Basis der Nutzerreaktion welches Verhalten den Nutzerpräferenzen
am meisten entspricht.
4.4 Anwendungen
4.4.1 Physiotherapie
Ein Einsatzgebiet für Roboter ist die körperliche Rehabilitation. Beispielsweise gibt es
Exoskelette, die Patienten mit eingeschränkter Beweglichkeit aktiv bei der Ausführung
bestimmter Übungen unterstützen und so das Training erleichtern. Diese Roboter ver-
fügen jedoch über keine sozialen Verhaltensweisen. Anders sieht es bei sozial assistiven
Robotersystemen aus, deren primäres Ziel darin besteht, den Nutzer bei der Durch-
führung solcher Übungen zu motivieren.
Im ROREAS-Projekt (Gross et al. 2017) wurde ein mobiler Roboter entworfen, der
Schlaganfallpatienten einer Pflegeeinrichtung beim selbstständigen Training mit ihren
Gehhilfen begleitet. Zu Beginn der Trainingseinheit holt er die Patienten ab, schlägt
ihnen mögliche Routen vor und fährt ihnen anschließend hinterher, um sie durch Ver-
weise auf den bisherigen Trainingsverlauf zu motivieren oder auf Sitzmöglichkeiten zum
Ausruhen aufmerksam zu machen. Falls ein Patient zu oft Pausen einlegen muss, rät der
Roboter zum Umkehren oder informiert notfalls das Pflegepersonal. Wichtig hierbei war
auch die automatische Navigation inmitten großer Menschenmengen, wobei der Robo-
ter nicht nur die begleitete Person im Blick behalten, sondern auch einen angemessenen
Abstand zu Unbeteiligten wahren und diesen an Engstellen den Vortritt lassen musste.
Humanoide Roboter eignen sich außerdem dazu, Patienten bei Krankengymnastik
anzuleiten. Das Projekt NAOTherapist (Pulido et al. 2017) verwendet den Roboter Nao,
um Kindern die Bewegungen vorzuführen, welche der Physiotherapeut für sie vorbereitet
hat. Während das Kind die vorgegebene Pose nachahmt, erkennt das System mithilfe
einer Kinect-Tiefenkamera, ob diese korrekt ist, und zeigt dies über die Augenfarbe des
Roboters an. Bei Abweichungen macht Nao das Kind zunächst darauf aufmerksam, wel-
cher Arm falsch ist. Reicht dies nicht, nimmt Nao kurz die gleiche Haltung ein wie das
Kind, um ihm den Unterschied zwischen beiden Haltungen zu zeigen.
back to the
book Pflegeroboter"