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80 K. Janowski et al.
Als Beispiel sei auf eine Studie von Kramer et al. (2009) verwiesen, die das Potenzial
von AIBO, einem von der Firma Sony entwickelten Roboterhund, im Bereich der Pflege
explorierten. Der von ihnen eingesetzte AIBO-Roboter war in der Lage, sich umzu-
schauen, tanzähnliche Bewegungen auszuführen und mit den Vorderbeinen zu winken.
Er spielte außerdem Musik ab und konnte LEDs am Kopf und Rücken zum Leuchten
bringen. Es stellte sich heraus, dass sich der AIBO-Roboter positiv auf Interaktionen von
Demenzpatienten mit ihrem Umfeld auswirkte.
Studien, die Aufschluss zum Langzeitnutzen von sozial interagierenden Robotern
liefern könnten, sind immer noch eine Seltenheit, können aber wertvolle Hinweise zu
einem dauerhaften therapeutischen Nutzen bieten. Chang et al. (2013) zeichneten über
acht Wochen hinweg die Interaktionen von Demenzpatienten mit der Roboterrobbe
Paro auf. Während dieser Zeit nahm der physische Kontakt (z. B. beim Streicheln oder
Umarmen) zwischen den Demenzpatienten und der Roboterrobbe kontinuierlich zu, was
als Indiz für den Aufbau einer emotionalen Bindung zwischen Demenzpatienten und
Robotern angesehen werden kann.
Studien zur positiven Wirkung von Robotern im Bereich der Pflege können jedoch
nicht über die offensichtlichen Grenzen von künstlichen Kreaturen hinwegtäuschen. Trotz
technischer Fortschritte können Roboter das spontane Verhalten von Lebewesen noch
nicht auf glaubhafte Art und Weise replizieren. Ein höherer Grad an Realismus im Aus-
sehen führt dabei nicht unbedingt zu höherer Akzeptanz. Vielmehr wird bei einer allzu
großen, aber dennoch nicht perfekten Ähnlichkeit zu lebenden Kreaturen ein Bereich
beschritten, in dem eine künstliche Kreatur eher Unbehagen erzeugt. Dieser Bereich wird
auch als „Unheimliches Tal“ (engl. „uncanny valley“) bezeichnet (Mori et al. 2012).
Trotz aller positiven Argumente für den Einsatz sozialer Roboter bei älteren Men-
schen könnte argumentiert werden, dass weiter verbreitete Geräte wie Smartphones
oder Tablet-Computer günstiger und durch den gewohnten Umgang mit ihnen auch ein-
facher zu handhaben wären. So könnten beispielsweise Handlungsempfehlungen oder
Erinnerungen einfach auf dem Display angezeigt werden. Dem ist entgegenzusetzen,
dass vor allem kleine Displays und Touch-Interaktion für ältere Leute oft problematisch
sind (Angelini et al. 2013). In einem direkten Vergleich zwischen der Wirkung eines
sozialen Roboters im Gegensatz zu einem Tablet-Computer, welche dieselben Empfeh-
lungen präsentierten, wie regelmäßiges Trinken oder Lüften, untersuchten Hammer et al.
(2017) die Handhabung beider Geräte bei älteren Menschen. Sie konnten unter anderem
zeigen, dass Teilnehmer und Teilnehmerinnen der Studie die Interaktion mit dem sozia-
len Roboter als weniger komplex und leichter zu erlernen einschätzten als die Interaktion
mit dem Tablet-Computer.
Soll ein sozialer Roboter als Unterstützung im häuslichen Umfeld eingesetzt wer-
den, bleibt weiterhin die Frage offen, wie dieser auftreten soll, um von älteren Nutzern
akzeptiert zu werden. Dabei können vielzählige Faktoren wie die Rolle des Roboters
oder dessen Einhalten von sozialen Normen von Bedeutung sein. Bartl et al. (2016) lie-
ßen einen sozialen Roboter ältere Leute an Termine erinnern, entweder in der Rolle eines
Gefährten oder in der Rolle eines Assistenten (Sekretär). Dabei wurden rollentypische
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