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Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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EINLEITUNG 10 „Ahnengalerien auf Papier“, die weit umfangreicher waren als ihre gemal- ten Pendants. Neben der Dokumentation der eigenen familiären Tradition fanden sich in den meisten aristokratischen Kollektionen auch Bildnisfolgen anderer Fürstenhäuser sowie wichtiger Mitglieder des Adels. Es entstand so ein System verwandtschaftlicher und politischer Beziehungen, in deren Mittelpunkt der Fürst und die eigene Familie standen. Für Kaiser Franz II. (1768–1835), ab 1804 Franz I. von Österreich, bilde- ten eben diese historisch-dynastischen Studien ein mit besonderem Nach- druck betriebenes Betätigungsfeld, welchem er sich mit Hingabe widmete. Entsprechend dem allgemein verbreiteten Bild des Kaisers als peniblem Bürokraten rangierte er auf hunderten von Papierbögen Angehörige dynas- tischer Familien nach deren Regierungszeiten oder nach genealogischen Ge- sichtspunkten in Form von Tabellen, die später als Grundlage für die syste- matische Programmatik seiner Porträtsammlung dienten. Die heute in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrten Syste- matisierungsarbeiten des Kaisers sind zugleich historische Dokumente ers- ten Ranges, in welchen er entscheidende politische Veränderungen in Eu- ropa bisweilen mit knappen Bemerkungen kommentierte. So notierte er die eigene Abdankung als römischer Kaiser mit den Worten „1806 die Kayser Würde niedergelegt“.3 Die Absetzung Napoleons I. registrierte er mit dem la- pidaren Vermerk „1814 vom Thron abgetrethen“, die des Schwagers Joachim Murat als König von Neapel mit der Bemerkung „verjagt“.4 Den dynastischen Sammlungen standen im 18. Jahrhundert unzählige Kollektionen bürgerlicher Sammler gegenüber, die mit großem Eifer Port- rätstiche von Gelehrten, Künstlern oder Literaten zusammentrugen, die für das geistige Leben ihrer Epoche bedeutend waren. Das Auffinden einer Quit- tung des Wiener Kunsthändlers Franz Xaver Stöckl brachte den Nachweis, dass im Frühjahr 1796 eine der größten privaten Porträtstichsammlungen in Deutschland, die bislang als verschollen galt, in den Besitz des Kaisers gelangte. Die enzyklopädisch ausgerichtete Gelehrtensammlung des Hanno- veraner Juristen Georg Friedrich Brandes (1709–1791) entsprach dem Geist der Aufklärung und des norddeutschen Protestantismus und war von großem Einfluss auf die spätere inhaltliche Ausrichtung der kaiserlichen Sammlung. Mit einem Mal zählten neben den Bildnissen berühmter Feldherren nun aus- gerechnet protestantische Pastoren zu den am stärksten vertretenen Grup- pen innerhalb der Porträtsammlung des katholischen Monarchen. Reforma- torenbildnisse von Martin Luther, Philipp Melanchton oder Johannes Calvin vereinigte der Kaiser indes unter der Bezeichnung „Ketzer“. 3 ÖNB, BAG, FKB 28032/4/1. 4 Ebenda.
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Porträtgalerien auf Papier Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Title
Porträtgalerien auf Papier
Subtitle
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Author
Patrick Poch
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2018
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20855-6
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
326
Keywords
Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
Category
Kunst und Kultur
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