Page - 31 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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2. PORTRÄTGRAFIK IN DER KAISERLICHEN PRIVATBIBLIOTHEK 31
Größe der Sammlungsportefeuilles entsprachen. Die nicht abreißende Arbeit
spiegelt sich in den Quittungen diverser Buchbinder wider, die laufend neue
Sammlungsportefeuilles oder Stichkartons in Rechnung stellen.80
Bereits die Neuzugänge der 1790er-Jahre, wie der Ankauf der Porträt-
sammlung des Georg Friedrich Brandes (Kap. 4.3), erforderten verschie-
denste begleitende Maßnahmen. Sämtliche Klebebände, in denen die Samm-
lung untergebracht war, mussten aufgelöst und die Kupferstiche einzeln
abgelöst werden. Bis zum Tod des Kaisers im Jahr 1835 lassen sich kon-
tinuierliche Ausgaben aus der Privatkasse für Buchbinderarbeiten in Zu-
sammenhang mit der Porträtsammlung belegen, etwa für die Anschaffung
von Papier aus der k.k. Aerarial-Papier-Manufaktur zur Montage von sechs-
tausend „noch nicht aufgezogene[n] Kupferstiche[n]“81 oder „für das Kleiner
schneiden des großen Papieres zum Kupfer aufkleben“.82
In den hölzernen Kassetten, in welche der Kaiser den größten Teil sei-
ner Grafiksammlung kleiden ließ, und die auf den Rechnungen generell als
„Portefeuilles“ bezeichnet werden, waren die montierten Blätter, entspre-
chend sortiert, leicht aufzufinden. Diese Form der Aufbewahrung von Gra-
fikblättern setzte sich im 18. Jahrhundert erst allmählich durch.83 So war
die Kupferstichsammlung der benachbarten Hofbibliothek, die sich zu einem
überwiegenden Teil aus der ehemaligen Sammlung des Prinzen Eugen von
Savoyen zusammensetzte, auf ledergebundene Klebealben verteilt, die zum
größten Teil nach den herkömmlichen Schulen geordnet waren.84 Die Port-
rätstichsammlung des Prinzen wurde hingegen als Loseblattsammlung in
Portefeuilles aufbewahrt. Gerade umgekehrt verhielt es sich bei der Porträt-
sammlung des Georg Friedrich Brandes. Diese war in Klebealben gebunden,
während der nach Schulen geordnete Teil der Kupferstichsammlung lose in
Portefeuilles verwahrt wurde.
Franz selbst wählte sowohl für die Porträtsammlung als auch für die Kup-
ferstichsammlung eine Aufbewahrung in repräsentativen Portefeuilles, die
80 Seit 1785 wurde das Aufziehen von Landkarten auf Leinwand, die Herstellung von Por-
tefeuilles oder das Zuschneiden von Stichkarton überwiegend vom „Bürgerlichen Buch-
binder“ Johann Georg Kapler aus Wien besorgt, der diese Arbeiten bisweilen auch in „in
S.M. Cabinet“ durchführte. ÖStA, HHStA, GDPFF, 75, Rechnung vom 26. Oktober 1793.
Kapler belieferte auch die geheime Kabinettskanzlei mit Papier. Später kamen auch die
Buchbinder Georg Friedrich Kraus und Johann Baptist Hoffer, ab 1824 auch Heinrich
Buchholz hinzu (alle in: Frank/Frimmel, 2008). Die Buchbinderrechnungen in ÖStA,
HHStA, GDPFF, 72-89 bzw. ÖNB, BAG, FKBR, 1814–1835.
81 ÖNB, BAG, FKBA05059, fol. 1v.
82 Rechnung des Buchbinders Hofer vom 24. Oktober 1820, ÖNB, BAG, FKBR1820/124, fol.
1r.
83 Brakensiek (2003), S. 454.
84 Siehe Kap. 7.5.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur