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2. PORTRÄTGRAFIK IN DER KAISERLICHEN PRIVATBIBLIOTHEK
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sche, Italienische und Nieder-
ländische Schule – eingeteilt und
innerhalb der Schulen nicht his-
torisch-chronologisch, sondern
alphabetisch nach den Kupferste-
chern geordnet. Der künstlerische
Wert der Blätter ist überaus un-
terschiedlich.
So schrieb auch Leopold Joseph
von Khloyber in einer Stellung-
nahme vom Juli 1838, die Kupferstichsammlung, „so wertvoll und kostbar
sie auch in einzelnen Blättern ist – ist doch im Ganzen minder beträchtlich.
Es lag nie in der Absicht des höchstseligen Kaisers eine Sammlung von sol-
chem Umfange anzulegen, wie sie die k.k. Hofbibliothek, oder die Bibliothek
S[eine]r kaiserl[ichen] Hoh[eit] des Herrn Erzherzogs Karl besitzt. Was der
Zufall gewöhnlich im Wege des geheimen Kabinetts brachte, wurde ange-
schafft und hinterlegt. Nie ist eine Gelegenheit benützt worden um irgend-
eine Schule oder einen Meister zu ergänzen.“99
Trotz der Trennung der Teilsammlungen fanden auch Porträtstiche Ein-
gang in die Kupferstichsammlung. Dies betraf jedoch nahezu ausschließlich
Werke zeitgenössischer Stecher, von deren neu erschienenen oder eingesand-
ten Blättern der Kaiser mehrere Abdrucke erwarb.100 Für die Einordnung neu
hinzugekommener Bildnisse galt grundsätzlich, dass diese der Porträtsamm-
lung einzuverleiben seien. Lediglich Doubletten dort bereits befindlicher Blät-
ter wurden zusätzlich auch in die Kupferstichsammlung aufgenommen.101
Die Aufsicht über die Kupferstichsammlung hatte seit 1815 der Wiener
Maler Eduard Frister inne, dessen Haupttätigkeit im Aufziehen der Kupfer-
stiche und Handzeichnungen auf Karton bestand.102 So berichtet 1835 auch
der italienische Bibliotheksstatistiker Adriano Balbi, dass von den drei Be-
diensteten der Privatbibliothek des Kaisers Franz’ I. einer ausschließlich für
dessen Kupferstiche und Handzeichnungen zuständig sei.103
99 ÖNB, BAG, FKBA21004, fol. 5v.
100 So erfreuten sich etwa Zustandsdrucke „avant la lettre“, also vor Anbringung der Schrift,
bei Franz I. großer Beliebtheit, weshalb ihm viele Blätter sowohl vor als auch nach der
Schrift angeboten wurden.
101 Als Beispiel hierfür seien etwa Werke der Wiener Kupferstecher Johann Jaresch oder
Karl Lavos angeführt, von denen der Kaiser jeweils ein Exemplar für die Porträtsamm-
lung und eines für die Kupferstichsammlung erwarb. ÖNB, BAG, FKBA11057 bzw.
FKBA13045.
102 Huber-Frischeis/Knieling/Valenta (2015), S. 128–135.
103 „Trois emplyés sont attachés à cette magnifique bibliothèque, dont deux pour les livres,
Abb. 5: Portefeuilles der Kupferstichsammlung
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur