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II.
SAMMELSTRATEGIEN62
historischen Blättern gerichtet. Da-
zwischen finden sich immer wieder
Belege über Ankäufe von Porträtsti-
chen, die jedoch zahlenmäßig klar
hinter den anderen Sujets zurücktra-
ten. Erst allmählich wird ein Trend
offensichtlich, der ein zunehmendes
Interesse für Porträts in den Erwer-
bungen der ersten Jahre dokumen-
tiert und schließlich in einer nahezu
ausschließlichen Konzentration auf
dieses Genre mündet.
Bereits ein Jahr nach seiner An-
kunft in Wien hatten die Bestände an
grafischen Bildnissen im Besitz des
Erzherzogs rasch eine rein zur Deko-
ration bestimmte Menge überstiegen
und waren, wenn auch an Umfang
überschaubar, zu einer kleinen Sammlung angewachsen. Auch aus Florenz
lässt sich Franz Kupferstiche nachschicken, wie ein „Kaiserl. Königl. Öster-
reichisches Consummo Zahlungs Pollet“ vom 8. August 1785 bestätigt: „Sr.
Königl. Hocheit Prinz Frantz haben aus Florentz mit Attestat 1 Kistel 15 Stk.
Florent. Kupferstiche“ erhalten.166 Etwa ab der Mitte desselben Jahres lassen
sich die Anfänge einer planmäßigen Sammeltätigkeit von Porträts verfolgen,
als Franz beginnt, diese systematisch und in größerer Zahl im Kunsthandel
zu erwerben. Mit periodischen Unterbrechungen aufgrund von Reisen oder
Frontbesuchen lässt sich in den folgenden Jahren eine beständig fortdauernde
Erwerbungstätigkeit von Einzelblättern und Bildnisreihen nachvollziehen,
die der Kollektion rasch zu einer außergewöhnlichen Bandbreite verhalf.
Das verfolgte Ziel war nun offensichtlich der systematische Aufbau eines
umfassenden Porträtbestandes, auf den er ständig zugreifen konnte. Dabei
dürfte auch schon früh die Möglichkeit des Vergleichs ähnlicher Blätter eine
Rolle gespielt haben, wie das bereits erwähnte Bildnis des britischen Admirals
George Brydges Rodney belegt, welches Franz im Juni 1785 ankaufte. Nur
wenig später erwarb er eine weitere Reproduktion nach dem gleichen Gemäl-
166 ÖStA, HHStA, Handarchiv Kaiser Franz 1, 8. August 1785.
Abb. 14: Rechnung von Artaria & Compagnie,
20. Mai 1785
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur