Page - 103 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 103
pendium von jährlich 260 fl. gewährt, als Belohnung für die Verdienste sei-
nes Vaters um Handel und Manufaktur in Ungarn.326
Seine steile Dienstlaufbahn am Wiener Hof begann Skall 23-jährig im
Jahr 1797 als Ingrossist in der k.k. Buchhalterei.327 Bereits drei Jahre spä-
ter wurde er zum Hofkanzlisten in der Obersthofmeister-Amtskanzlei unter
Obersthofmeister Georg Adam Fürst von Starhemberg befördert. Nachdem
er 1801 kurzzeitig auch als Kabinettskurier tätig war, wurde er 1805 Offizial
in der k.k. Obersthofmeister-Amtskanzlei. Unter Obersthofmeister Ferdin-
and Fürst zu Trauttmansdorff-Weinsberg wurde Skall 1808 schließlich zum
Hofkonzipisten und am 26. Juni desselben Jahres aufgrund seiner besonde-
ren Verwendbarkeit im Hofwirtschaftsamt zum k.k. Rat und Hofkontrollor
befördert.328
In dieser Position, die er fünf Jahre innehatte, traf er immer wieder per-
sönlich mit dem Kaiser zusammen. Acht Monate nach seiner Bestellung zum
Hofkontrollor nahm er am Feldzug im Rahmen des fünften Koalitionskrieges
1809 teil. Auf der Feldzugreise des Kaisers, die von 9. April bis 14. Dezember
dauerte, also während der Schlachten bei Aspern und Wagram und schließ-
lich im kaiserlichen Hoflager in Totis (Tata), war Skall als Leiter der Hof-
wirtschaftsangelegenheiten für die Versorgung der Suite und die Vorberei-
tung der Quartiere verantwortlich. Als im September 1809 Karl Ambrosius
von Österreich-Este, Erzbischof von Gran und jüngster Bruder der Kaiserin,
in Totis verstarb, beauftragte ihn der Kaiser, das Zeremoniell für dessen Bei-
setzung und das Totenamt zu arrangieren.
Während dieser acht Monate führte Skall ein Reisetagebuch, welches
später das fünfte Kapitel seiner „Historischen Memoires denkwürdiger Be-
gebenheiten am kaiserlich-österreichischen Hofe in den Jahren 1808, 1809
und 1810“ bildete, welche er 1825–1827 in Manuskriptform in drei Teilen
der kaiserlichen Privatbibliothek mit der Bitte um Aufnahme übersandte.329
Skall schildert in seinen Aufzeichnungen die Ereignisse im Hoflager und be-
richtet von seinen persönlichen Begegnungen mit dem Kaiser, von dessen
Abschied von seiner Familie, seiner Freude beim Betrachten von Familien-
gemälden bis hin zur feierlichen Rückkunft nach Wien.
326 ÖNB, Cod.Ser.n. 12163, Vorrede zum 1. Band, S. 8. Skalls Vater betrieb Baumwollspinne-
reien in Pressburg sowie in der Neutraer, Trentschiner und Barscher Gespanschaft.
327 Hof- und Staats-Schematismus des Österreichischen Kaiserthums, 1797 ff.
328 Aus den Akten des Obersthofmeisteramtes, zitiert nach: Mitteilungen des K. und K.
Kriegsarchivs, 1907, S. 187.
329 Die Memoires sind heute in mehreren Abschriften erhalten: ÖNB, Cod. Ser. n. 12155–
12157; ÖStA, Kriegsarchiv, Memoiren, II. Abt., Nr. 128. Skall bemühte sich um die
Drucklegung, welche ihm 1827 vom Kaiser genehmigt wurde, tatsächlich wurde dieses
Vorhaben aber nie realisiert.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur