Page - 116 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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II.
SAMMELSTRATEGIEN116
ders anschaulich darstellen: Während sich diese in der ersten Gruppe im
Wesentlichen auf katholische Bischöfe und Kardinäle beschränken, begeg-
nen einem in Gruppe zwei nahezu ausschließlich protestantische Amtsträ-
ger wie Pastoren, Pfarrer oder Superintendenten. Der prägnanteste Unter-
schied zu den vom Kaiser getätigten Erwerbungen liegt jedoch im Zeitraum,
in dem die Dargestellten lebten und wirkten. Während sich Franz bei seinen
Ankäufen insbesondere für Bildnisse von Zeitgenossen interessierte, fanden
durch die Lieferungen der beiden Agenten nun Persönlichkeiten aller Zeiten
und Epochen, von der Antike bis in die Gegenwart des Kaisers, Eingang in
die Porträtsammlung.
4.3 Die Erwerbung der Porträtsammlung des Hannoveraner
Sammlers Georg Friedrich Brandes
Den bedeutendsten Zuwachs an Umfang und Wert, von ihrer Gründung bis
zum Tod des Kaisers, erfuhr die Porträtsammlung im Frühjahr 1796, als der
Wiener Auktionator Franz Xaver Stöckl eine der umfangreichsten privaten
Porträtsammlungen Deutschlands im Auftrag des Kaisers auf der Leipziger
Ostermesse ersteigerte.
Stöckl, Wiener Kunsthändler und beeideter Schätzmeister mit Sitz in der
Wiener Seitzergasse, zählte zu den ersten heimischen Kunsthändlern, die
sich auf dem bislang von Italienern dominierten Markt behaupten konnten.
Er verfügte über ein großes Warenlager von Kupferstichen und Handzeich-
nungen, darunter auch eine ansehnliche Porträtsammlung. Künstler wie
Adam von Bartsch, Friedrich August Brand oder Johann Ziegler arbeiteten
für ihn, darüber hinaus besaß er eine bedeutende Sammlung eigener Ver-
lags-Platten verschiedener Stecher.367
Kontakte zwischen Kaiser Franz und Stöckl lassen sich bereits ab dem
Jahr 1793 nachweisen.368 In den folgenden Jahren fanden regelmäßig An-
käufe von Porträts und Kupferstichen statt. 1796 können durch die monat-
lichen Abrechnungen in dem von Franz geführten „Handbüchel über Meine
Ausgaben von den Jahren 1793 […] bis Ende 1800“369 zwei Ankäufe bei F. X.
Stöckl belegt werden: Im März scheint unter den Ausgaben der Betrag von
278 fl. 53 kr. mit dem Vermerk „Für Kupferstiche dem Stöckel“ auf, vier Mo-
nate später wird der Ausgang der beträchtlichen Summe von 3752 fl 42 kr.
367 Die Porträtsammlung umfasste rund 10.000 Blätter im Jahr 1823. Böckh (1823), S. 119;
Frank/Frimmel (2008), S. 189.
368 ÖStA, HHStA, GDPFF, 73-3 und 74-4.
369 ÖNB, BAG, FKB 45569.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur