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4. DIE FRÜHEN ERWERBUNGEN AB 1785 117
mit der Anmerkung „Für Kupfersti-
che“ vermerkt. In den monatlichen
Ausweisen über die Kammerausga-
ben des Kaisers, in denen die Origi-
nalbelege zum Ankauf von Kupfer-
stichen abgelegt sind, ließ sich zu
diesem Eintrag der dazugehörige
Beleg ausfindig machen. Es han-
delt sich um eine Rechnung Stöckls
vom 8. Juni 1796 über die „auf Be-
fehl Ihro […] Majestät gekauften in
14000 Stücken bestehenden Samm-
lung von Portraiten“ in der Höhe
von insgesamt 3752 fl. 42 kr. 370 Das
Datum der Rechnung deutet ebenso
wie die darauf verzeichnete Gebühr
für einen Leipziger Spediteur, den
Leipziger Ausfuhrzoll und einen
Wechsler unzweifelhaft darauf hin,
dass Stöckl die Porträtsammlung
des Hannoveraner Sammlers Georg
Friedrich Brandes (1709–1791) für
den Kaiser erwerben konnte. Mit ei-
nem Schlag war die Sammlung des
Kaisers dadurch um eine Privatkollektion von über 14.000 Bildnissen Ge-
lehrter, Künstler und anderer ausgezeichneter Männer vermehrt, aufgeklebt
in 20 Foliobänden und gebunden in rotem Maroquin.
Die Rechnung Stöckls bringt Licht in das weitere Schicksal einer bedeu-
tenden deutschen Gelehrten-Sammlung des 18. Jahrhunderts, die bis heute
als verschollen galt. Die Porträtsammlung war Teil des Kupferstichkabi-
netts des geheimen Kanzleisekretärs Georg Friedrich Brandes, der im Kur-
fürstentum Hannover wichtige Verwaltungsämter bekleidete und 1769 zum
Universitätsdezernenten für Göttingen ernannt wurde. Als junger Mann
kam Brandes auf Reisen durch Holland und England in Verbindung mit Li-
teratur und Kunst und trug in über vier Jahrzehnten eine Sammlung von
Kupfer- und Porträtstichen, Karten und Atlanten zusammen, die zu den be-
deutendsten ihrer Zeit in Deutschland zählte.371
370 ÖStA, HHStA, GDPFF, 80-4, 8. Juni 1796.
371 Eine ausführliche Untersuchung zur Sammlerpersönlichkeit G. F. Brandes mit dem
Schwerpunkt auf dessen Privatbibliothek liegt durch Gabriele Crusius (2008) vor. Zu
Abb. 28: Rechnung über den Erwerb der
Porträtsammlung G. F. Brandes
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur