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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN144
házy (1765–1833), die 1814 in dessen
Stadtpalais in Mariahilf transferiert
wurde, bestand aus 50.000 druck-
grafischen Blättern und rund 3500
Handzeichnungen.452 Fürst Alois I.
von Liechtenstein (1759–1805) erbte
die immense Kupferstichsammlung
des 1781 verstorbenen Reichshofre-
ferendarius Paul Anton von Gundel
mit rund 70.000 Blättern, die noch
sein Vater angekauft hatte und die
er in seinem Stadtpalais in der Her-
rengasse unterbrachte.453 Der Kup-
ferstichsammlung des Johann Ne-
pomuk Ernst Grafen von Harrach
(1756–1829), die über 200 Portefeuil-
les zählte, lag wiederum die reiche Sammlung des 1802 verstorbenen Hof-
rats der Finanz- und Kommerz-Hofstelle, Johann Baptist Freiherr von Her-
telli zugrunde.454 Auch der Generalmajor Karl Fürst von Paar (1772–1819)
besaß in seinem Palais in der Wollzeile eine aus mehreren tausend Blättern
bestehende Kupferstichsammlung.455
Daneben bildete eine kleine Gruppe von meist zugezogenen Großkauf-
leuten und Bankiers eine bürgerliche Sammlerszene, die das Sammeln von
Kupferstichen ebenfalls mit Nachdruck betrieb. Über die Wiener Freimau-
rerlogen standen sie mit den aristokratischen Sammlern in Verbindung.
Zu ihnen zählte etwa der aus Köln zugezogene Getreidegroßhändler Jakob
Friedrich van der Nüll (1750–1823), der neben einer bedeutenden Minerali-
ensammlung auch eine beträchtliche Sammlung von Kupferstichen besaß,
darunter das gesamte druckgrafische Œuvre von Francesco Bartolozzi.456
Eine der größten Grafiksammlungen mit annähernd 100.000 Blättern war
die des Bankiers und Kunstsammlers Moritz Reichsgraf von Fries (1777–
1826), dessen wöchentlicher Salon in seinem Palais am Wiener Josefsplatz
zu den gesellschaftlichen Mittelpunkten der Stadt zählte.457 Die private Kup-
452 Zu dieser Sammlung vgl. Gonda (1999); Körner (2013).
453 Vgl. Krünitz, Johann Georg, Oeconomisch-technologische Encyclopädie […], sechs und
funfzigster Theil, Berlin 1792, S. 535 f.; Falk, Bd. 3 (1882), S. 242; Zu Paul Anton von
Gundel vgl. auch Nekrolog in der Wiener Zeitung vom 30. Juni 1781.
454 Wurzbach, Bd. 7 (1861), S. 380.
455 Ebenda, Bd. 21 (1870), S. 151.
456 Flügel [u.a.] (2010), S. 91.
457 Steeb (1999), S. 185 f.; Böckh (1823), S. 303.
Abb. 34: Albert von Sachsen-Teschen mit
Gemahlin Marie Christine
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur