Page - 147 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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6. BÜRGERLICHES SAMMELN UND ORDNEN VON PORTRÄTGRAFIK IM 18. JAHRHUNDERT 147
wurden nach dem Ableben des Sammlers
verauktioniert, in größere Sammlungen
eingegliedert oder komplett zerstreut.
Angaben zu Existenz und Zusammenset-
zung bürgerlicher Porträtsammlungen des
18. Jahrhunderts lassen sich daher heute
nur mehr vereinzelt in zeitgenössischen
Quellen wie Briefen, Anzeigen, Auktions-
katalogen oder Verzeichnissen finden, die
noch zu Lebzeiten des Sammlers erstellt
wurden. In Ausnahmefällen sind derartige
Privatsammlungen heute noch geschlos-
sen oder als Fragmente in Archiven oder
Bibliotheken überliefert.462 Anhand der
Analyse von Auktionskatalogen, Reisebe-
richten, zeitgenössischen Journalen und
gedruckten Verzeichnissen lassen sich für
den Zeitraum, in dem die Sammeltätigkeit des Erzherzogs Franz ihren An-
fang nahm, alleine im deutschsprachigen Raum eine Reihe von Porträtstich-
sammlungen in bürgerlichem Besitz nachweisen, deren Umfang weit mehr
als zehntausend Blätter betrug.
Hierzu zählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – etwa die Sammlung
des Hamburger Arztes und Kunstsammlers Friedrich Ludwig Christian
Cropp (1718–1796) mit rund 30.000 Porträts463, die Sammlung des Stadt-
predigers in Celle, Johann Andreas Gottfried Schetelig (1729–1807), mit
mehr als 21.000 Bildnissen464, jene des Frankfurter Juristen Gerhard Mat-
thäus Wallacher (1744–1806) mit rund 23.000 Einzelblättern465, die bereits
erwähnte Sammlung des Hannoveraner Kanzleisekretärs Georg Friedrich
Brandes (1709–1791) mit rund 15.000 Blättern466, die des Güstrower Sena-
462 Als Beispiele seien etwa die Bildnissammlung des Jakob Gottfried Bötticher in der Bib-
liothek der Franckeschen Stiftungen in Halle erwähnt, die Porträtsammlung des Georg
Wilhelm Hansen in der Staatsbibliothek zu Berlin, die Sammlung des Georg Andreas
Will in den Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, Teile der ehemaligen Porträtsamm-
lung Friedrich Nicolais im Landesarchiv Berlin oder die Sammlung des Georg Wolfgang
Panzer im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg.
463 Hamburgische Künstlernachrichten. Supplemente zu Füeßli’s Künstlerlexicon. Hamburg,
1794, S. 121. Die Sammlung ging nach dem Tod Cropps an dessen Schwiegersohn und Be-
gründer des Museum für Gegenstände der Natur und Kunst in Hamburg, Peter Friedrich
Röding (1767–1846).
464 Vgl. Hirsching, Bd. 5 (1792), S. 300.
465 Vgl. Gaudelius, Bd. 1 (1806), S. 167.
466 Vgl. dazu Kap. 4.3.
Abb. 36: Johann Andreas Gottfried
Schetelig (1729–1807)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur