Page - 167 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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6. BÜRGERLICHES SAMMELN UND ORDNEN VON PORTRÄTGRAFIK IM 18. JAHRHUNDERT 167
beobachtet hatte, rät auch Sigmund Jakob Apin ab. Schließlich käme es bei
einer gelehrten Kollektion nicht auf „quantitatem imaginum“ sondern auf
„qualitatem earum“ an und deshalb sei eine solche nach inhaltlichen Ge-
sichtspunkten zu rangieren.535 Hingegen empfahl sich das Reihen nach dem
Alphabet innerhalb einer bestimmten Klasse, da dadurch die Auffindbarkeit
eines Blattes erheblich erleichtert wurde. Aus ähnlich praktischen Überle-
gungen wurden die Porträts in handschriftlichen und gedruckten Samm-
lungsinventaren oder Auktionskatalogen zumeist alphabetisch gereiht.536
Einer Gliederung nach Standes- oder Berufsgruppen, welche dann nach
dem Alphabet angeordnet waren, begegnet man hingegen öfters. Nicht nur
in der Porträtsammlung Kaiser Franz’ I. waren die Berufsgruppen alpha-
betisch gereiht, während die dynastische Abteilung einem hierarchischen
Ordnungsprinzip folgte. Auch bürgerliche Sammler wie der Stadtprediger
Johann Andreas Gottfried Schetelig aus Celle gingen ähnlich vor. Er ord-
nete beispielsweise die Regentenporträts chronologisch, die Berufsgruppen
wiederum alphabetisch, womit er sich zumindest in deren Anordnung über
eine hierarchische Differenzierung nach Standeszugehörigkeit hinwegsetzte.
Der deutsche Kupferstecher Daniel Chodowiecki wurde 1781 damit beauf-
tragt, die umfangreiche Kupferstichsammlung des Hamburger Kaufmanns
Garlieb Helwig Sillem zu inventarisieren und für ein gedrucktes Verzeich-
nis zu systematisieren. Chodowiecki teilte den ihm anvertrauten Bestand
von Kupferstichen in fünf Hauptschulen, von der italienischen bis zur eng-
lischen, und innerhalb der Schulen reihte er die Blätter alphabetisch nach
den Namen der Maler oder Zeichner. Im Falle der Porträtdarstellungen ent-
schied er sich vorab für eine durchgehend alphabetische Ordnung, wie er im
Vorwort seines Verzeichnisses anmerkt: „Da bey diesen es mehr auf den, den
sie vorstellen, als auf den Meister, der sie gemacht hat ankommt, so habe ich
sie nach dem Nahmen der vorgestellten Personen, auch nach dem Alphabet
geordnet“.537
Eine konsequent chronologische Reihung nach den Lebensdaten der Dar-
gestellten, entsprach – als herkömmliche Methode der Geschichtsschreibung
– wiederum am ehesten dem Prinzip einer historisch orientierten Sammlung,
deren vorrangiges Ziel eine bildende Funktion, die Erweiterung geschicht-
licher Kenntnisse war. Bereits im 16. Jahrhundert wurden numismatische
Sammlungen üblicherweise chronologisch nach den Prägedaten der Mün-
535 Apin (1728), S. 27.
536 Als Beispiel sei etwa der Frankfurter Jurist und Sammler Gerhard Matthäus Wallacher
genannt, der seine 199.169 Blätter umfassende Porträtstichsammlung „nach alphabeti-
scher Ordnung catalogisirt“ hatte. Vgl. Gaudelius (1806); S. 167.
537 Chodowiecki (1782), S. 4.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur