Page - 206 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
Image of the Page - 206 -
Text of the Page - 206 -
III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN206
Klassifikation von Kupferstichsamm-
lungen und fand als Handbuch auch
Eingang in die Privatbibliothek des Kai-
sers Franz I.680
Die Bestände des Salon d’Estampes
wurden neu durchgesehen und in zwölf
unterschiedliche Klassen eingeteilt. Da-
bei beließ Heineken im Prinzip die Auf-
stellung nach Schulen, Gattungen und
Motiven, die Heucher eingeführt hatte.
Die erste Klasse umfasste Galeriewerke
und geschlossene Sammlungen, die
fünf darauffolgenden Klassen enthiel-
ten Kupferstiche nach Gemälden der
fünf bedeutendsten europäischen Ma-
lerschulen, der Italienischen, Französi-
schen, Flämischen und Holländischen,
Englischen und Deutschen Schule. Die
siebente Klasse enthielt die Porträts-
ammlung, danach folgten Skulptur und
Architektur (VIII), antike Kunst (IX),
Zeremonien (X), schließlich Kunstbü-
cher (XI) und Handzeichnungen (XII). Heineken propagiert gleich zu Beginn
seiner „Idée générale“ eine Ordnung der Kupferstiche nach Malerschulen
und nicht nach den Stechern mit dem Grundsatz „L’Objet principal ayant
toujours été l’étude des Peintres“. Die Bureaux, die Heucher einzelnen Kup-
ferstechern eingerichtet hatte, wurden größtenteils wieder aufgelöst.
Vergleicht man nun die Ordnung der Porträtsammlung, der Heineken
eine eigene Klasse eingeräumt hat, mit der von Heucher etablierten Sys-
tematik, so fällt auf, dass Heineken die Vermengung der thematisch ange-
legten Porträtbände mit gedruckten Porträtwerken aufhebt und die Samm-
lung generell in zwei Teile gliedert: Der erste enthält die Einzelporträts,
aus denen sich die Klebebände zusammensetzen, der zweite umfasst jene
Druckwerke, die grafische Porträts beinhalten. Bei der Einteilung der Por-
trätbände wiederum fasst Heineken Heuchers zweigeteilte, nach Ständen
und nach Staaten geordnete Systematik zusammen und überführt sie in
eine einheitliche, hierarchisch gegliederte Ordnung.
680 ÖNB, BAG, FKB 28246.
Abb. 56: Karl Heinrich von Heinekens
„Idée Générale […]“, 1771
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur