Page - 210 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN210
E verschlungenen Doppelmono-
gramm des Prinzen in Goldprägung
abwechselt, tragen den Titel „rec.
de portraitS“, darunter die Bezeich-
nung eines Staates oder Territori-
ums, die Nummer des Bandes und
schließlich eine Bezeichnung der
Klasse innerhalb der Ländersyste-
matik. Die Einrichtung der Samm-
lung nach Staaten und Weltteilen
war so nach außen hin sichtbar. Für
den jugendlichen Erzherzog Franz
mag sie nicht nur Vorbild, sondern
vielleicht sogar unmittelbare Ins-
piration zur Gründung der eigenen
Porträtsammlung gewesen sein.
Mehr als hundert Jahre blieb
der Prunksaal der Hofbibliothek
das einzige Domizil der Sammlung,
ehe infolge räumlicher Umgruppierungen im Jahr 1845 ihre Übertragung
gemeinsam mit der Kupferstichsammlung in geeignetere Räumlichkeiten
beschlossen wurde.687 Zu Beginn der 20er-Jahre des folgenden Jahrhunderts
absolvierte die Sammlung schließlich eine Rundtour innerhalb der Wiener
Hofburg, als im Zuge der Neuordnung im Bereich der staatlichen Samm-
lungen im Dezember 1920 per Regierungsbeschluss die Überführung der
Kupferstichbestände der ehemaligen kaiserlichen Hofbibliothek in die neu
gegründete „Staatliche Graphische Sammlung Albertina“ verfügt wurde.
In den folgenden Jahren wurden zudem Bestände aus den Kunstsammlun-
gen der Fideikommissbibliothek von der Nationalbibliothek an die Alber-
tina abgegeben, wie etwa die Kupferstichsammlung des Kaisers Franz I.,
in 71 Portefeuilles nach Schulen geordnet, sowie der überwiegende Teil der
Handzeichnungen und Aquarelle aus den privaten Sammlungen der Kaiser
Franz I. und Ferdinand I.688
687 Vgl. Wieser (1986), S. 273, Buchowiecki (1957), S. 169.
688 Unter anderem waren dies 33 Portefeuilles mit Handzeichnungen und Aquarellen von
Jakob und Rudolf von Alt, Eduard Gurk, Leander Russ und Horace Vernet, die Origi-
nalaquarelle zu den Donau-Ansichten von Jakob Alt in 7 Portefeuilles, die Aquarelle zu
den „Hauptmomenten aus dem Leben Sr. Majestät Franz I. Kaisers von Oesterreich“ von
Johann Nepomuk Hoechle, Aquarellminiaturen von Thomas Ender und Josef Kriehuber
sowie Porträts des Herzogs von Reichstadt von Jean-Baptiste Isabey und Karl Agricola.
ÖNB Archiv NB 84-1922.
Abb. 58: Der Prunksaal der Österreichischen
Nationalbibliothek um 1920
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur