Page - 213 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 213
Pariß gemacht worden“ sei.695 Auch die
Systematik der Sammlung dürfte be-
reits ansatzweise mitgeliefert worden
sein. So bildeten die Porträts französi-
scher Persönlichkeiten die zweitgrößte
Gruppe innerhalb der nach Staaten ge-
gliederten Porträtsammlung des Prin-
zen. In vollständiger genealogischer
Ordnung wurden nicht nur die fran-
zösischen Herrscherdynastien zur An-
schauung gebracht, auch die Großäm-
ter der Krone, hohe Militärs, Minister
und Beamte des Staatswesens, Präsi-
denten der Parlamente oder Mitglieder
der Académie française waren in an-
nähernder Vollständigkeit durch Bild-
nisse vertreten. Nach dem Vorbild der
Inhaltsverzeichnisse, die am Schluss
eines jeden Klebebandes der Kupfer-
stichsammlung beigebunden waren und Beschreibungen zu den darin be-
findlichen Kupferstichen und deren Künstlern enthielten, ließ man für die
Porträtsammlung Deckblätter anfertigen, Doppelbögen in folio, auf denen je-
des einzelne Porträt der jeweiligen Kassette mit Namen, Berufsbezeichnung
oder Titel sowie den „Noms des Peintres“ bzw. „Graveurs“ vermerkt war.
Ein 981 Seiten starker handschriftlicher Katalog Mariettes, der sich im
British Museum erhalten hat und etwa zwischen 1717/18 und 1725 geführt
wurde, verzeichnet die Gliederung von 179 Portefeuilles der Sammlung.696
Im Juni 1718 schreibt Mariette an seinen Vater, er sei noch immer mit dem
Porträtkatalog beschäftigt.697 Auch nach seiner Rückkehr nach Paris blieb
Pierre Jean Mariette der Hauptlieferant Eugens für die Ankäufe von Kup-
ferstichen, Zeichnungen und sonstigen Kunstobjekten in Frankreich.698 Das
einzige überlieferte Schriftstück, in dem sich Eugen zu seiner Bildnissamm-
lung äußert, ist ein Brief an Mariette aus dem Jahr 1724, in dem der Prinz
diesen erinnert, ihm einen Teil der Porträts und Grafiken, die er noch zu
695 „Des Grossen Feld-Herrns Eugenii Herzogs von Savoyen Kayserl. und des Reichs Gene-
ral-Lieutenants Helden-Thaten, biss auf Dessen seel. Absterben.“, Sechster Theil (1739),
S. 1131.
696 British Museum, Inv. Nr. 1845,1223.1.
697 Musée du Louvre, Département des Arts graphiques, Cabinet des dessins, fonds des auto-
graphes, A 1631.
698 Vgl. Katalog Paris (1967) S. 26, S. 172.
Abb. 60: Titelblatt zur Abteilung
Frankreich (Erzbischöfe von Paris)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur