Page - 217 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 217
Keyßler bemerkt, „ihre Anzahl täglich zunimmt“, geht aus dieser Beschrei-
bung hervor, dass sechs Jahre vor dem Tod des Prinzen Eugen die nach
Klassen geordneten Bände seiner Porträtsammlung bereits jenen Umfang
erreicht hatten, in dem sie 1738 an die Hofbibliothek verkauft wurden und
heute in der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt werden.
7.5.1 Die Ordnung der Sammlung
Die systematische Ordnung und Aufstellung der Bildnisse folgte dem obers-
ten Prinzip einer geografischen Gliederung nach Herkunft der Dargestellten
und unterschied sich somit grundsätzlich vom Ordnungsschema der Porträt-
sammlung des Kaisers Franz. Nur so war es möglich, zwei so unterschied-
liche Sammlungen wie die von Mariette angelegte und jene des Gottfried
Thomasius, welche die verschiedenartigen Staatsordnungen in Frankreich
und Deutschland abbildeten, in einer übergreifenden Systematik zusam-
menzuführen.
Während Franz ein streng hierarchisches Prinzip nach Rang des Porträ-
tierten als erstes Ordnungskriterium des dynastischen Teils seiner Samm-
lung festlegte, teilte sich die Sammlung des Prinzen Eugen in 13 Länder
bzw. Territorien auf. An der Spitze stand, analog zu seiner nach Regional-
schulen gegliederten Kupferstichsammlung, Italien. Danach folgte Frank-
reich, Deutschland, das Herzogtum Lothringen, die Katholischen und die
Vereinigten Niederlande, Spanien, Portugal, Großbritannien, Polen, Schwe-
den, Dänemark und schließlich Ungarn.
Flankiert wurde diese Länderordnung zu Beginn von Persönlichkeiten
der Antike – römische und byzantinische Kaiser, Helden des antiken Grie-
chenlands oder hebräische Stammesväter und Propheten. Den Abschluss
bildeten Repräsentanten religiöser Ordensgemeinschaften, Schauspieler,
groteske oder missgebildete Personen, Kriminelle sowie verschiedene ano-
nyme Persönlichkeiten, deren Identität nicht ermittelt werden konnte. Die
Ordnung der Bildnisse innerhalb der einzelnen Länder variierte je nach poli-
tischen Gegebenheiten, vorhandenem Porträtbestand oder nach bereits vor-
liegenden Strukturen angekaufter Sammlungen.
Die 31 Portefeuilles mit der Bezeichnung „italie“ teilen sich in das Kö-
nigreich Neapel, das Großherzogtum Toskana, das Herzogtum Mailand,
die Herzogtümer Savoyen, Piemont und Sardinien, Mantua, Parma und
Piacenza, Ferrara und Modena sowie die Republiken Venedig und Genua.
Der Kirchenstaat und sämtliche Päpste wurden, ungeachtet ihrer Herkunft,
ebenfalls zu Italien gezählt. Innerhalb dieser territorialen Gliederung folgte
die Ordnung der Bildnisse wiederum hierarchischen Prinzipen: Zu Beginn
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur