Page - 222 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN222
terreich (38 Blätter), den Königen von
Böhmen (ein Blatt) und den Königen
von Ungarn (zwei Blätter). Die Bild-
nisse der Habsburger, die nach ei-
ner kurzen chronologischen Abfolge
„deutscher“ Kaiser seit Karl dem
Großen den Beginn der Abteilung
Deutschland markierten, stellten ei-
nen der Schwerpunkte in der Porträt-
sammlung des Prinzen dar. Über fünf
Portefeuilles, geordnet nach Linien
und reichend bis zum regierenden
römisch-deutschen Kaiser Karl VI.,
erstreckten sich die „Princes et Prin-
cesses de la Maison d’Autriche“ und
standen somit in Umfang und Voll-
ständigkeit den französischen Kö-
nigshäusern Valois und Bourbon um
nichts nach.
So rangierte gleich nach dem fran-
zösischen König Ludwig XIV. als die
am öftesten vertretene Person in der Porträtsammlung des Prinzen Eugen
an zweiter Stelle dessen größter Widersacher auf europäischer Bühne, der
Habsburger Kaiser Leopold I., in dessen Diensten der Prinz mehr als 20
Jahre gestanden hatte. Interessanterweise waren diese beiden Monarchen
auch die Meistrepräsentierten in der mehr als ein halbes Jahrhundert spä-
ter begründeten Porträtsammlung des Kaisers Franz I. Dort allerdings in
umgekehrter Reihenfolge. Ein numerischer Vergleich der Porträts zu beiden
Herrschern gibt einen Eindruck über das Größenverhältnis der zwei Samm-
lungen: Während Prinz Eugen 63 Porträtstiche Ludwigs XIV. besaß, brachte
es Kaiser Franz auf 138. Von Leopold I. existierten in der Sammlung Eugens
42 Darstellungen, in der des Kaisers 161.718 Durch eifrig betriebene Selb-
stinszenierung im Medium Druckgrafik zum einen, durch die ungewöhnlich
lange Dauer beider Regierungen zum anderen, haben die zwei barocken Mo-
718 An dritter Stelle in der Porträtsammlung Franz’ II. folgte Kaiser Joseph II. mit 121 Bild-
nissen. Die Zahlen sind dem „Numerischen Verzeichnis der in der k.k. Fideicommiss-Bi-
bliothek vorhandenen Sammlung von Porträten“ (1849) entnommen. ÖStA, HHStA,
Haus-Archiv, Inventare der Fideikommißbibliothek 14–16. Zwischen dem Tod des Kai-
sers Franz 1835 und der Erstellung der Inventare zu den Sammlungen dürften keine
Porträts der beiden Monarchen mehr angekauft und der Sammlung einverleibt worden
sein.
Abb. 63: Ludwig XIV., König von
Frankreich (1638–1715)
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur