Page - 231 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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7. ORDNUNGSMODELLE ARISTOKRATISCHER PORTRÄTSTICHSAMMLUNGEN 231
gründete, zum einen als Porträtmaler durch
die „ganz neue, besondere und geniale Behand-
lung desselben, ein Vorbild und Studium der
Künstler aller Nationen geworden“ sei, zwei-
tens, „weil die Sammlung der nach seinen Ge-
mälden von den besten Künstlern gestochenen
Blätter eine der bedeutendsten ist (Die Biblio-
thek besitzt fünf Bände)“ und schließlich habe
er auch „als ein nicht unbedeutender Histori-
enmahler sich ausgezeichnet“.742 Eine ähnliche
Würde wurde auch dem französischen Port-
rätstecher Robert Nanteuil (1623–1678) zuteil.
Dieser Künstler habe die meisten seiner Port-
räts nach dem Leben „mit vorzüglicher Treue
und Festigkeit gezeichnet, und dieselben mit
ebenso kunstvollen und bewunderungswür-
digen Einfachheit, als mit verständigem und geschmackvollen Grabstichel
gleichsam im Kupfer eingemahlt. Seine Blätter werden immer das Studium
von Künstlern und die gerechte Bewunderung von Kennern erregen.“743 Por-
träts, die von diesen Künstlern herrührten, wurden nur dann, wenn sie sich
bereits in der Kupferstichsammlung befanden, auch in die Porträtsammlung
eingelegt.
Ein erstes alphabetisches Verzeichnis zur Porträtsammlung des Prinzen
Eugen wurde 1813 fertig gestellt. Das 90 Seiten starke und in französischer
Sprache verfasste „Répertoire de la Collection des Portraits“744 verzeich-
net den historischen Bestand ohne die später hinzugekommenen Supple-
ment-Bände. Von seiner Funktion her eigentlich ein Standortrepertorium,
diente es der schnellen Auffindbarkeit einzelner Personen durch die alpha-
betische Auflistung von Fürstenfamilien samt deren Nebenlinien, Staaten,
Bistümern oder Ordensgemeinschaften. Es verzeichnet jedoch noch keine
Einzelporträts. In römischer Zählung wurde die Nummer des jeweiligen
Portefeuilles eingetragen, daneben in arabischer Zählung die Anzahl der
darin enthaltenen Blätter. Das Verzeichnis ist ohne jede Aussparung von
Zwischenräumen für spätere Nachträge verfasst und sollte ausschließlich
den historischen Bestand der ursprünglichen Eugen‘schen Sammlung doku-
mentieren.
742 ÖNB, Cod. 15344.
743 Ebenda.
744 Das Inventar befindet sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek (Bildarchiv
und Grafiksammlung).
Abb. 67: Inventar von 1813
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur