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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN236
Mannheimer Schloss nach München, der neuen Residenz des nunmehrigen
bayerischen Kurfürsten, verbracht wurden.
Über die Zusammensetzung des Grafikkabinetts vor dessen Übersiedlung
gibt ein Inventar Auskunft, welches 1780 vom kurfürstlichen Hofkammer-
rat Johann Cloßmann zusammen mit dem Galerie-Inspektor Franz Bichler
erstellt wurde. Im Juli des Jahres wurde im Auftrag des Kurfürsten des-
sen Kupferstich- und Zeichnungssammlung Schule für Schule durchgezählt.
Das Inventar, welches sich heute im Geheimen Hausarchiv des Bayerisches
Hauptstaatsarchivs befindet, verzeichnet unter anderem eine rund 6000
Blätter umfassende Porträtstichsammlung, die dort unter der Überschrift
„Portraits in Kupfer“ verzeichnet ist.759 Die Bildnisse wurden offensichtlich
überwiegend lose in Portefeuilles im Kleinfolio-Format aufbewahrt.760 Das
Inventar führt lediglich eine kurze Inhaltsangabe der einzelnen Bände an,
sowie die Anzahl der darin befindlichen Einzelblätter. Demnach umfasste
die Sammlung zu diesem Zeitpunkt exakt 6041 Porträts in 37 Portefeuilles.
7.6.1 Die Ordnung der Sammlung
Die Aufzählung der 37 Portefeuilles der Porträtsammlung im Inventar von
1780 folgt einer eigenen Nummerierung. Es ist davon auszugehen, dass
diese Reihung auch die Aufstellung der Sammlung zu diesem Zeitpunkt wi-
derspiegelt. Betrachtet man die Abfolge der einzelnen Portefeuilles, so offen-
bart sich eine nahezu durchgehend hierarchische Ordnungssystematik, die
durch einzelne, Staaten oder Künstlern gewidmete Komplexe durchbrochen
wird, etwa zwei Bände mit Porträts aus Anton van Dycks „Iconographia“
oder vier Bände mit „verschiedenen englischen Porträts“.
Zuvorderst finden, gemäß der katholischen Gesinnung des Kurfürsten, die
Päpste ihren Platz, danach folgen Kaiser, Kurfürsten und Regenten in terri-
torialer Gliederung, dahinter staffelt sich das Bürgertum mehr oder weniger
geschlossen nach Rang bzw. Funktion, von Amtsträgern über Künstler bis
zu den Gelehrten.
759 München, BayHStA, GHA, Handschrift 67, S. 39–42.
760 Im Inventar werden sowohl „portdesfeuilles“ als auch „Kleinfolianten“ genannt, der letzte
Band wird hingegen als „Einband“ bezeichnet.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur