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III.
ORDNUNGSSTRATEGIEN264
Eine Art vorangestellter „Index“ von
Territorialstaaten und Geschlechtern
führt zu Beginn sämtliche Herrschafts-
titel aus den chronologischen Regen-
tenlisten nochmals alphabetisch nach
Territorien auf, von „Anhalt Fürsten“
bis „Württemberg Herzoge“. Noch nicht
darin enthalten sind jene Staaten, die
erst nach 1800 entstanden, wie etwa
das Großherzogtum Würzburg, das Kö-
nigreich Westphalen oder das Großherzogtum Kleve und Berg.
Die Systematisierung der Porträts europäischer Potentaten durch Kaiser
Franz I. birgt durchaus einige konzeptionelle Eigenheiten. Deutlich wird dies
etwa am Beispiel der „Kaiserlichen Familien nach alphabetischer Ordnung“,
worunter sich neben einigen europäischen Häusern von kaiserlichem Rang
auch antike römische Kaiser samt deren Ehefrauen und türkische Sultane mit
ihren Ehefrauen finden. Unter „Rusland Familie“ werden russische Zaren und
Kaiser bis zu Katharina II. und ihren Nachkommen aufgelistet, unter „Böh-
men Familie“ scheinen auch römisch-deutsche Kaiser auf wie etwa Sigismund
oder Karl IV. Sucht man hingegen römisch-deutsche Kaiser aus dem Haus
Habsburg, so wird man erst in den genealogischen Aufstellungen der „Erz-
herzogliche[n] und herzogliche[n] Familien“ unter der Abteilung „Oesterreich
Familie“ fündig, wo diese dann mit ihrem Kaisertitel angeführt werden. Im
Verzeichnis der „Königlichen Familien“, Abteilung Frankreich, scheint der nie
regierende, von Franz aber als legitimer Nachfolger geführte Dauphin Louis
Charles de Bourbon als Ludwig XVII. auf. In der chronologischen Aufstellung
hingegen wurde dieser Eintrag von Franz nachträglich wieder durchgestri-
chen. Als nächster „König von Frankreich“ folgt dort Kaiser Napoleon I.
8.3 Die Ordnung der nicht dynastischen Porträts nach Ständen
Den umfangreichsten Abschnitt der handschriftlichen Aufzeichnungen zur
eigenen Porträtsammlung, welcher sich über drei Katalogkapseln erstreckt,
bildet ein alphabetisches Inventar zu den Porträts nicht dynastischer Perso-
nen.814 Das Bestreben Franz’ nach einer grundsätzlichen Teilung der Samm-
lung nach dem Prinzip des aufgeklärten Absolutismus in Bildnisse von Re-
genten, Standespersonen „vornehmer Herkunft“ und Untertanen vorwiegend
814 ÖNB, BAG, FKB 28032/5-7. Die Faszikel dieses Inventars tragen die Bezeichnung „Cata-
logen“ und gliedern sich in die fünf Abschnitte A bis F, F bis K, K bis P, P bis S und S bis Z.
Abb. 80: Faszikel der chronologischen
Tabellen: Erzherzoge, Großherzoge und
Herzoge
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur