Page - 277 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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8. DIE ORDNUNG DER PORTRÄTSTICHSAMMLUNG KAISER FRANZ’ I. 277
Zwar bemühte sich Khloyber, die
Tabellen bereits beim Entwurf sau-
ber zu beschreiben, damit der Ka-
talog schneller gebunden werden
konnte. Die Revisionsarbeiten und
die Reinschrift, die im Jänner 1832
einsetzte, beschäftigten den Kanz-
listen Thaa jedoch weit länger als
geplant. Die endgültige Fertigstel-
lung des Katalogs regierender Fa-
milien, welcher schließlich 18.540
Personen in 19 Bänden verzeichnete, erlebte der Kaiser nicht mehr. Sechs
Tage nach dem Tod Franz’ I. berichtet Khloyber dessen Sohn Ferdinand I.
den Stand der Arbeiten am Gesamtkatalog zur Porträtsammlung: „Derselbe
wird so eben mundirt, ist bereits 40 Foliobände stark“.840 Zehn Bände waren
zu diesem Zeitpunkt also noch nicht vollendet.
Eine weitere Neuerung betraf die kalligrafischen Einlegeblätter, die nun
am Beginn einer jeden Dynastie vor den Porträts eingeordnet wurden. Be-
reits Kaiser Franz hatte parallel zu den Beschriftungen der Faszikel in sei-
nen Inventaren auch leere Großfoliobögen mit den Namen der jeweiligen
Dynastien in Kanzleischrift beschrieben, die dann in die Portefeuilles ein-
gelegt wurden. Nun sollten diese von dem aus einer Malerfamilie stammen-
den Kustos Eduard Frister, der mit der Montierung der Kupferstiche auf
Untersatzkarton betraut war, in Schönschrift ausgeführt werden. Khloybers
Idee, auch die Stammtafeln der jeweiligen Dynastien auf Bögen zu übertra-
gen und in deren Portefeuilles einzulegen, scheiterte bereits nach den ersten
Versuchen. Nicht nur war der durch den Bogen vorgegebene Raum zu klein
für die „oft sehr zahlreiche Filiation“ (Abstammung) einzelner Familien,
auch merkte er bald, dass eine solche Übertragung „die pünctlichste Genau-
igkeit fordert, und daher zeitraubend ist“.841
Er schlug dem Kaiser daher vor, zwei bis drei Exemplare der „Genealogi-
schen Tabellen zur Erläuterung der Europaeischen Staatengeschichte“ von
Traugott Gotthilf Voigtel842, die einige Jahre zuvor bereits an die Gesandten
im Ausland verschickt worden waren, anzuschaffen, die benötigten Tafeln
herauszunehmen und sie dann zu Beginn jeder Abteilung einzulegen. Der
Kaiser genehmigte diese Vorgehensweise sowie die Anschaffung der Tabel-
840 FKBA21001, fol. 3v.
841 FKBA16018, fol. 2r–v.
842 Voigtel (1811).
Abb. 85: Einlegeblatt zur Porträtsammlung:
Erzhaus Österreich (Detail), um 1831
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur