Page - 279 - in Porträtgalerien auf Papier - Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
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9. RESÜMEE 279
9. RESÜMEE
Die Dynastie als das verbindende Prinzip, welches einem in den Systema-
tisierungsarbeiten Franz’ I. begegnet, liegt freilich nicht nur seiner Bild-
nissammlung zugrunde. Auch die im Auftrag des Kaisers ab 1798 im Stil
einer mittelalterlichen Ritterburg errichtete Franzensburg im Schlosspark
von Laxenburg weist in der Ausstattung einzelner Räume mit Gemälden
und Skulpturen ein identes Programm auf. Die Prunkräume und Ahnen-
hallen mit ihren genealogisch-dynastischen Ausstattungsprogrammen wie
der „Habsburgersaal“ oder der „Lothringersaal“ machen die Franzensburg
gewissermaßen zu einem Denkmal der Dynastie.847 1833 werden 61 Gemälde
aus dem K.K. Lustgebäude in der Ungargasse (Harrachpalais) dem Direk-
tor der kaiserlichen Gemäldegalerie Johann Peter Krafft zur Restaurierung
übergeben. Es handelt sich um Doppelgemälde von Herrschern aus dem
Hause Lothringen in chronologischer Folge bis Franz I. Stephan.848
Die Untersuchung der historischen Inventare, erhaltenen Klebealben und
handschriftlichen Konzepte zur Gliederung fürstlicher Bildnissammlungen
förderte durchaus unterschiedliche Modelle zu Tage. Als oberstes Ordnungs-
prinzip begegnet man Aufstellungen nach Staaten bzw. Territorien (Prinz
Eugen), nach Adelsrang bzw. Berufsstand (Kaiser Franz) oder nach histori-
schen Epochen (Louis-Philippe). Der analytische Blick auf die unterschied-
lichen Modelle zeigte, dass sich diese stets an dem Anspruch ausrichteten,
den der jeweilige Sammler an seine Kollektion stellte.
So bildet der ordnende Umgang mit der eigenen Sammlung eine Gemein-
samkeit zwischen dem Kaiser Franz und seinem Schwager Louis-Philippe I.
Die persönliche Mitwirkung beider Monarchen an der Ordnungssystematik
ihrer Sammlung ist durch Quellen hinlänglich belegt. Beide trugen ziels-
trebig Sammlungen zusammen, die einen historischen Überblick über ver-
schiedene Epochen der europäischen Herrschaftsgeschichte bieten konnten.
Betrachtet man jedoch die Ordnung beider Sammlungen, so spiegelt sich in
jener des Königs ein noch eindeutigerer Hang zu deren Historizität. Im Vor-
dergrund stand der Pantheongedanke, die Internalisierung einer nationalen
Identität. Eine primär auf diese Bestimmung ausgerichtete Sammlung folgt
konsequenterweise chronologisch-historischen Ordnungsprinzipien, um so
den Lauf der Geschichte besser illustrieren zu können.
Wieder anders stellt sich die Gliederung der Porträtsammlung des Prin-
zen Eugen von Savoyen dar, der sich die eigene Sammlung von renommier-
847 Bürgler (1998), S. 80.
848 ÖNB, BAG, FKBA17015; das Verzeichnis der Gemälde fol. 4r.
Porträtgalerien auf Papier
Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Title
- Porträtgalerien auf Papier
- Subtitle
- Sammeln und Ordnen von druckgrafischen Porträts am Beispiel Kaiser Franz‘ I. von Österreich und anderer fürstlicher Sammler
- Author
- Patrick Poch
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2018
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20855-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 326
- Keywords
- Arts, Art Collector, 18th Century, Citizens, Antique Portraits, Kunstsammler, 18. Jahrhundert, Bürger, Antike Porträts, HBJD, European History
- Category
- Kunst und Kultur