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Historische Umbrüche im wissenschaftlichen Publikationswesen 39
kommerziellen Firmen in der Wissenschaft vermarktet, können sich diese
nur soweit zum Wohle der Wissenschaft entwickeln, wie es den ökonomi-
schen Interessen der Anbieter nicht entgegenläuft.43 Der Bibliothekar John
Dupuis schrieb dazu in seinem Blog:
»I think that [the acquisition of Mendeley and SSRN] reflect more where El-
sevier wants to be in ten or twenty years, focused on providing high-value
services to researchers and institutions rather than still weighed down by
the legacy subscription business. They see that the old fashioned soak-libra-
ries-for-all-they’re-worth business model is (very) slowly becoming … a dodo
bird.«44
43 Elseviers Dienste sind untereinander gut verzahnt, auf die Nutzungsgewohnheiten der
Zielgruppen ausgerichtet und werden vom Anbieter exzellent (bis aggressiv) an For-
schungseinrichtungen vermarktet. Um Entscheidungen für dieses Produktportfolio
als forschungspolitisch rational zu argumentieren und dafür erhebliche Budgetanteile
aufzuwenden, müssen die Lock-in-Risiken also entweder akzeptiert, ignoriert oder un-
bekannt sein. Anders ist die Prävalenz des Forschungsinformationssystems PURE von
Elsevier an deutschen Universitäten nicht zu erklären, obwohl die lizenzierenden Einrich-
tungen damit keine Hoheit über ihre eigenen Publikationsdaten haben und sie so auf die
fortbestehende Lizenzierung angewiesen sind. Auch Elseviers Strategie, die in den DOI-
Metadaten erfassten Referenzen von Artikeln weiterhin nicht gemäß der Initiative for
Open Citations (I4OC) in einem offenen Standard bereitzustellen, obwohl die Mehrheit
der großen gewinnorientierten Verlage dies bereits tut, hat Auswirkungen auf die »busi-
ness intelligence« der Wissenschaft. Durch den großen Marktanteil von Elsevier ist ohne
deren Zitationsdaten eine flächendeckende, unabhängige Analyse über Reichweiten und
Einfluss von Publikationen nicht möglich, die bspw. Grundlage für förderpolitische Ent-
scheidungen sein könnte. Welche Relevanz diese Daten haben, verdeutlicht das geleakte
Angebot Elseviers im Jahr 2019 an niederländische Universitäten, attraktive OA-Konditio-
nen und Services einzuräumen, falls Elsevier den Zugriff auf flächendeckende Publika-
tionsdaten der Niederlande erhielte. Siehe https://www.scienceguide.nl/2019/11/leaked-
docu ment-on-elsevier-negotiations-sparks-controversy/, zuletzt geprüft am 11.03.2020.
44 John Dupuis, »Elsevier Buys SSRN: Another Sideshow or the Main Event?«, zuletzt geprüft
am 15.01.2020, https://scienceblogs.com/confessions/2016/05/18/elsevier-buys-ssrn-an
other-sideshow-or-the-main-event
Publikationsberatung an Universitäten
Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Title
- Publikationsberatung an Universitäten
- Subtitle
- Ein Praxisleitfaden zum Aufbau publikationsunterstützender Services
- Authors
- Karin Lackner
- Lisa Schilhan
- Christian Kaier
- Publisher
- transcript Verlag
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5072-7
- Size
- 14.8 x 22.5 cm
- Pages
- 398
- Keywords
- Wissenschaftliches Publizieren, Publikationsberatung, Bibliothek, Informationswissenschaft, Bibliothekswissenschaft, Universität, Verwaltung, Wissenschaft, Bildung
- Category
- Medien