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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Regeln eines Spiels zu glauben, sind demnach seine entscheidenden Grund- voraussetzungen.VermutlichspieltBourdieumitdemBegriffder Illusioaufdie Mehrdeutigkeit des lateinischen illudere an, das etymologisch auch in seinem Aufsatz„L’illusionbiographique“ (1986)anklingtundaufdieKonstruktionvon Gesellschaft und Lebenslauf verweist. Die Felder gleichen aberweniger einem Spielfeld als einem soziologischen Markt, in dem die Kapitalsorten ungleich verteilt sind. BourdieubetrachtetHabitusalserlernbarenAusdruck,derPraktikenerzeuge, welche die Zugehörigkeit zu einer bestimmtenKlasse stiften unddiesen sozialen Standpunkt auchnachaußenvertreten. Sogehört das literarische Schreibenund dieWahl der Gattung zu Praxisformen, die zugleich auch Distinktionsmerkmale sind. KĂŒnstlerische TĂ€tigkeit kann etwa eine bewusste soziale Abgrenzung von handwerklichenoder sportlichenAktivitĂ€ten sein. Andererseits distanzierten sich zurZeitderModerne ‚Dichter‘auchvon ‚Schriftstellern‘, diealsTrivialautorenan- gesehenwurden. Neben der Neigung und (auch ökonomischen) FĂ€higkeit, diese Distinktionspraktiken anzuwenden oder sich anzueignen, spielt der Geschmack einewesentlicheRolle fĂŒrdasmitdemHabituskonformgehende Ineinandergrei- fenvon inkorporiertenundobjektiviertenMerkmalen,die insgesamtdenklassen- spezifischen Lebensstil prĂ€gen. Es ist an dieser Stelle bereits auf Schaukals Dispositionssystemhingewiesenworden,welchessichausdemideellenwiemate- riellen Umgangmit Lesen und Schreiben sowie aus seiner Ausdrucksweise, der EinrichtungseinesHausesunddemKleidungsstilzusammenfĂŒgt. Die Verbindung von Autor-Habitus und der literarischen Darstellung des Habitus ist inSchaukalsDandyromanAndreas vonBalthesseraugenscheinlich. BourdieuerlĂ€utert indiesemKontextdasZusammenspiel vonWerkundSchöp- fer mit den Begriffen opus operatum undmodus operandi. Zwischen dem er- und bearbeitetenWerk (opus operatum) sowie der Art undWeise des Er- und Bearbeitens (modus operandi) besteht einWechselverhĂ€ltnis, das denHabitus des Schöpfers in die Struktur seinesWerkes ĂŒbersetzt. Aus diesem lassen sich wiederum RĂŒckschlĂŒsse auf den Lebensstil des Verfassers ziehen. In ‚Opus‘ und ‚Modus‘zeichnetsichderganzeMenschab,seineWeltanschauungundAr- beitsmoral.BourdieuveranschaulichtdiesesPrinzipanhandderTĂ€tigkeit eines Kunsttischlers. In dieser verbinde sich der Lebensstil mit den Charaktereigen- schaftenzueinem individuellenDispositionssystem.186Auchder „Schriftsteller als Subjekt einer literarischen Objektivierung ist demnach selbst im Sozialge- fĂŒge des literarischen Feldes zu objektivieren“, so Wolf. Literarische Figuren 186 Vgl.Bourdieu:DieRegelnderKunst,S. 283. 3 SozialeWeltundgeistigerRaum 49
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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