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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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seiendannerzĂ€hlerischglaubhaft,wennsiemit„bestimmtenhabituellenKenn- zeichenausgestattetwerden.“187DieerzĂ€hlerischeGlaubwĂŒrdigkeitkonstituiert sichwiederum aus einemnachvollziehbaren Ineinandergreifen vonOpus und Modus. Dies ist beiAndreas von Balthesser gegeben, der nicht nur sich selbst, seinem Geschmack und seiner Polemik treu bleibt, sondern in seiner Figur auch sozialewie literarische Themenvereint, die fĂŒr Schaukal relevantwaren. DerAutorordnetseinenFiguren bestimmtekörperlicheMerkmale, eine individuelleHerkunftundGeschichte,persönliche Umgangs- und Ausdrucksformen, soziale und ökonomische Verhaltensweisen, Denkge- wohnheiten, politische PrĂ€ferenzen und geschmackliche Vorlieben zu, stimmt diese Zuordnungen aufeinander ab und formt sie zu einem [. . .] Gesamtbild, das auf eine ihm zumindest scheinbarzugrunde liegende,einheitsstiftende ‚generativeFormel‘–ebenden somiterstkonstruiertenHabitus–verweist.188 Der „habituelle Stil in seinerGesamtheit“189 kehrt also in der Romanfigurwie- der.EinTeilderAusfĂŒhrungen inBourdieusRegelnderKunstbasiert aufdieser Grundannahme. Auch Sartre sah eine unmittelbare Verbindung von Stil und WeltanschauungdesAutors: Die Struktur der SĂ€tze, derAbsĂ€tze, der Gebrauchunddie Stellungdes Substantivs, des Verbsusw., derAufbauderAbschnitteunddieMerkmalederErzĂ€hlung–umnureinige Besonderheiten zu zitieren–verratenverborgeneVoraussetzungen,diemandifferentiell bestimmenkann,ohneaufdieBiographiezurĂŒckzugreifen.190 In Ă€hnlicher Weise konstituiert bereits der erste Satz in Balthesser grundle- gendeHabitusmerkmale: HerrAndreas vonBalthesser, der imgeheimensehrberĂŒhmteDichter des „Perseus“, der „Androgyne“, des „Korybanten“, eingeladen, in der akademischenVereinigung der „In- tellektuellen“ einen Vortrag zu halten, dessen Gegenstand seiner geneigten Wahl war ĂŒberlassen worden, erschien in dem verrĂ€ucherten Klubzimmer des Hotels Pinsch, mit der ihmeigenennachlĂ€ssigen Eleganz gekleidet, leicht vorgeneigt, umdie schmalen ra- sierten Lippendas einwenigmoquante und gleichzeitig hilflose LĂ€cheln, das er an sich so liebt.ErhattesichverspĂ€tet [. . .].191 187Wolf:KakanienalsGesellschaftskonstruktion,S.49. 188Wolf:KakanienalsGesellschaftskonstruktion,S.51. 189Wolf:KakanienalsGesellschaftskonstruktion,S.61. 190 Jean-Paul Sartre: Die progressiv regressive Methode [1957]. In: Theorie der Biographie, S. 233–245,hierS. 239. 191 Schaukal:LebenundMeinungendesHerrnAndreasvonBalthesser. In:WE.Bd. 2:Umdie Jahrhundertwende.MĂŒnchen/Wien1965,S. 229–312,hierS. 231. 50 Einleitung:WiderspruchsgeisteinesBeamtendichters
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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