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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
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Selbstreflexion und Selbstpositionierung sind ebenso bezeichnende Aspekte der regressiven Auseinandersetzungwie das Bestreben, sich einer Gemeinschaft vonGleichgesinntenanzuschließen.Wiebereitsdargelegt, entwickeltenDichterin- nenundDichter im19. JahrhunderteinbesonderesBewusstseinfürSelbstinszenie- rungsmöglichkeiten, diemit der Entwicklung der Portraitfotografie einhergingen. Schaukal nutzte die Fotografie, um sein beruflicheswie privates Leben abzulich- ten,dabei schriebsichdasMediumauch inseine frühePoetikein. 1903veröffent- lichte Schaukal in der ZeitschriftBühne undWelt eine „Porträtskizze“über Frank Wedekind, indererüberdessenWerkeassoziiert: [V]ielleicht sind alle Wedekindschen Produkte – Negativa? Wirklich ganz photogra- phisch-technisch gemeint. „Entwickeln“ sie sich erst im– Jenseits der Leser, Hörer, Zu- schauer? Als solche notwendig Körperlose, die eigentlich auf stetenÜbergängenwogen (wie Geister über Brückenbogen), haben sie auch begreiflicherweise wenig Fleischlich- keit. [. . .] Siegehendurcheinander,durch, ineinanderüberwieSchatten, siehabenkeine Vorder- und keine Rückseite, sie sind verflüchtigte Essenzen und all ihre traurigen und erbärmlichen Schicksale, Geschehnisse und Situationen sindwie von einer laternama- gica huschend vor uns hin und von uns weg geworfen. [. . .] Wie wennman durch ein Opernglas wechselnd sähe, bald durch die kleinen, bald durch die großen Gläser. [. . .] WiedasLebenderKinematographen–zwischendensichtbarenMomenten istdasWede- kindscheWerk.39 MitAufkommenderFotografie setztenbekanntlichauchDiskussionenüberdie Veränderungen der Wahrnehmung, die Technisierung des Blicks, über neue ästhetischeMöglichkeiten und kulturellen Fährnisse ein. Vor allemwurde das GefühldesUnheimlichenundGespenstischen,wieeshier vonSchaukal aufge- griffenwird, noch lange thematisiert, so etwa vonRolandBarthes inDie helle Kammer (1980;dt. 1989). WährendBaudelaire (1821–1867) 1859 in „Die Fotografie unddasmoderne Publikum“ noch gegen ein neues Medium und seinen negativen Einfluss auf Kunst und Gesellschaft Stellung bezogen hatte, reflektierten spätere theoreti- schewie literarischeTexte,dieauchaufdieEntwicklungendesFilmseingehen, den Themenkreis Tod, Vergänglichkeit und das scheinbare Fortleben in den Momentaufnahmen. InMarcel Prousts (1871–1922)Auf der Suche nach der ver- lorenen Zeit ruft der Besuch eines Fotografen beim Erzähler eine Todesvision hervor.Als er seineGroßmutter gleichsamdurchdie optischeLinsebetrachtet, wird ihmihreSterblichkeitbewusst. 39 Schaukal: Frank Wedekind. Eine Porträtskizze. In: WE. Bd. 5: Über Dichter. München/ Wien1966,S.7–13,hierS. 10. 62 I PoseundSubjektivierung imLebenRichardSchaukals
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Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Title
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
Author
Cornelius Mitterer
Publisher
De Gruyter Open Ltd
Location
Berlin
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-061823-5
Size
15.5 x 23.0 cm
Pages
312
Categories
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