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oder subjektiven Gründen – auch Schaukal erfahren musste.101 Wie aus einer
PostkarteStroblsvom16. Juli 1904hervorgeht,hatteSchaukaldenRedakteurder
ZeitumeineBesprechungseinerNovelleMimiLynxgebeten.102ZweiMonatespä-
ter musste Strobl Schaukal jedoch berichten, ihm sei mĂĽndlichmitgeteilt wor-
den,dassdieZeitungfür„einsominderesTalentkeineReklamemache.“103
Nichtsdestotrotz suchte Schaukal weiter nachWegen, kritische und literari-
sche Beiträge öffentlichkeitswirksam zu positionieren. Der Großteil seiner Kon-
taktpflege war von der Absicht bestimmt,mit dichterischen oder essayistischen
Beiträgen in verschiedenen deutschsprachigen, aber auch internationalen Peri-
odika zu erscheinen. DieserWiderspruch zwischen schriftstellerischer Ambition
und autonomieästhetischer Medienkritik wurde bereits von Schaukals Kollegen
ironisiert: In seiner Rezension vonGroĂźmuttermerkt Franz Eckardt sĂĽffisant an,
dass Schaukal ihm das Buch habe zukommen lassen, obwohl er die „Zeitungs-
schreiber“doch eigentlich verachte.104 AuchArminFriedmann (1863–1939) lässt
es sich nicht nehmen, in einer an Schaukals Giorgione angelehnten Dialog-
Rezension festzuhalten:„Aber–er ist aucheinganzbrillanter Journalist. Imbes-
tenSinnedes verrufenenWortes.Wer fĂĽr die Zeitung schreibt, gern schreibt, oft
schreibt, gut und viel schreibt, dendarfmandochwohl einen Journalistennen-
nen,undwenneresunterdemStrichtut,einenFeuilletonisten.“105
2.1 Simplicissimus
SchaukalspublizistischeAnfängewaren literarischmotiviert. ImerstenJahrgang
desSimplicissimus ist 1896nebendemGedicht „Frühling“ seineKarikatur „Statt
einerKritik. JungeLyrik“abgebildet.Bis zuseinemTodveröffentlichteSchaukal
101 LeonhardAdelt rezensierte Schaukal 1902 in derWochenzeitungDie Zeit, Bd. 32, Nr. 412
(23.August 1902),S. 120;Schaukalveröffentlichte inderselbenNummerderZeiteinenAufsatz
mit demTitel „DerBaronClemensM. erzählt derGräfinKathi F.“ (ebd., S. 127–128). Zuunter-
scheiden ist in diesem Jahr dieWochenzeitung vonderTageszeitungmit demselben Titel, die
1894–1904wöchentlich amSamstagbeziehungsweise 1902–1919 täglich inWienerschien.Ab
1904wurdedieWochenzeitungalsÖsterreichischeRundschau (1904–1924)weitergeführt.
102 Vgl.SchreibenStroblsanSchaukalvom16.71904,S-NL,WB.
103 BriefStroblsanSchaukal, 18.August 1904,S-NL,WB.
104 FranzEckhardt:„Großmutter“. In:SalzburgerChronik,Nr.203,43. Jg (7.September1907),
S. 1–3.
105 ArminFriedmann:VomKunst-Dichter. EinGesprächzwischeneiner feingebildetenDame
und einem trockenen Fachmenschen. In:Wiener Abendpost. Beilage zurWiener Zeitung,Nr.
55/1907 (7.März1907),S. 1–3,hierS. 1.
118 III Schaukal inNetzwerkenundFeldernderModerne
Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Title
- Richard Schaukal in Netzwerken und Feldern der literarischen Moderne
- Author
- Cornelius Mitterer
- Publisher
- De Gruyter Open Ltd
- Location
- Berlin
- Date
- 2020
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-061823-5
- Size
- 15.5 x 23.0 cm
- Pages
- 312
- Categories
- Weiteres Belletristik