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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Alexander W. Belobratow56 in Sibirien bilden, viel deutlicher. Die Schilderung der Revolution und des Bür- gerkrieges nehmen darin einen gewichtigen Teil ein, auch der sprach-ästhetische Gestus ist bemerkenswert, das heißt teilweise assoziativ-modernistisch. Doderer hielt sich in seiner politischen Kommentierung nicht zurück:  Sichtbar wird dies in der negativen Zeichnung der „Weißen“, das heißt der russischen Konterrevo- lutionäre, der sie unterstützenden tschechischen und Entente-Einheiten, „wäh- rend seine Kritik der russischen Revolution gemässigt ausfiel“.20 Die Revolution und ihre zentralen Persönlichkeiten (Trockij und Lenin) werden nämlich im Hinblick auf ihre Anknüpfung an das „heilige Rußland“ und sein ‚verborge- nes Wesen‘ beurteilt, das sich trotz bolschewistischer Ideen durchsetze und das „Geheimnis des Reiches“ ausmache: Begreift jemand das Geheimnis dieses Reiches? Was bedeutet es, daß die Roten wider jede vernünftige Erwartung siegten und die Fremden aus dem Lande jagten, was bedeutet es, daß dieser Kommunismus, der doch von höchst westlicher geistiger Abkunft ist, am Ende gerade die Aufgabe erfüllte, Rußland für lange Zeit vom Westen abzuschließen  – und was bedeutet es endlich, daß jene vielberufene „Weltrevolution“, von deren Kommen oder Aus- bleiben ja die ganze kommunistische Sache letztlich abhängt, […] - ausblieb? War Lenin, der Internationalist, Freigeist und Gottesleugner etwa nur der treueste Knecht des heiligen Rußland, so getreu, dass er selbst es nicht wissen konnte und erst spätere Zeiten dahinter kommen werden? ---21 2 Roths Auseinandersetzung mit Russland Etwa um dieselbe Zeit, als Doderer durch die russischen Steppen und Städte  – die letzte Station war Petrograd  – zurückmarschierte, verweilte Joseph Roth inmitten der Kriegshandlungen zwischen Polen und Sowjetrussland und schickte seine Berichte an die Neue Berliner Zeitung, seine erste Anlaufstelle in Deutschland, nachdem er in den Wiener Zeitungen nicht die erhoffte „Karriere“ hatte machen können. Mit Roths Publikationen nach 1923 in der sozialistischen Zeitung Vorwärts hat sich Inge Syltemeyer bereits 1969 auseinandergesetzt; auch seine Reiseberichte aus Russland, wo er 1926 fast ein halbes Jahr verbrachte, sind mehrmals analysiert und interpretiert worden.22 Die Publikationen von Roth als 20 Alexandra Kleinlercher:  Zwischen Wahrheit und Dichtung. Antisemitismus und Nationalismus bei Heimito von Doderer. Wien u.a.:  Böhlau 2011, S.  87. 21 Heimito von Doderer:  Das Geheimnis des Reichs. In:  ders.:  Frühe Prosa. Hg. von Hans Flesch-Brunningen, Wendelin Schmidt-Dengler, Martin Loew-Cadonna. Neu- ausg. in einem Band. München:  Beck 1995, S.  358f. 22 Vgl. Inge Syltemeyer:  Das Frühwerk Joseph Roths 1915–1926. Wien–Freiburg– Basel:  Herder 1976. Ferner dazu Alois Woldan:  Kritik und Anerkennung  – der junge
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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