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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Lili Körbers Eine Frau erlebt den roten Alltag 119 Trotz schmaler Informationslage wird man sie als oppositionelle, linke Auto- rin sehen, die sich nicht unbedingt parteipolitisch gebunden hat, jedenfalls nicht auf Dauer, die sich aber in der linken Szene Wiens, Berlins und anderswo ausgekannt hat und literarisch aktiv gewesen ist. Sie gehörte wohl auch zu den Gründungsmitgliedern des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller Österreichs, als deren erste Schriftführerin sie 1930 in den Bundesvorstand gewählt wurde. Als sicher gilt, dass sie später wieder ausgetreten ist  – aus wel- chen Gründen auch immer.4 1933 nahm sie an der konstituierenden Hauptver- sammlung der Wiener Vereinigung sozialistischer Schriftsteller teil und wurde 1934 in den Vorstand gewählt.5 Wohl in ihrer Funktion als Schriftführerin (und Russischkennerin!) des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller nahm sie im November 1930 an der II. Internationalen Konferenz proletarischer und revolutionärer Schrift- steller in Charkow teil, ohne dass darüber bisher nähere Dokumente bekannt wären. Diesen Russlandaufenthalt wusste sie für sich auch privat zu nutzen:  Sie blieb fast ein Jahr im Land und arbeitete dort in den Leningrader Putilow-Wer- ken, worüber sie dann, 1931 nach Wien zurückgekehrt, ihren Erstling Eine Frau erlebt den roten Alltag schrieb. Seit 1933 gab es für sie in Deutschland keine Publikationsmöglichkeiten mehr; sie veröffentlichte in Exilblättern wie der Neuen Weltbühne. Ihre „sämt- lichen Schriften“ landeten auf dem Nazi-Index von 1938.6 Lili Körbers nächste Bücher orientierten sich am erfolgreichen Erstling:  Eine Jüdin erlebt das neue Deutschland (1934) und Eine Österreicherin erlebt den Anschluß (1938). 1936 erschien die NS-Parodie Sato-San, ein japanischer Held. Ein satyrischer Zeitro- man. Nach dem sogenannten Anschluss floh Lili Körber 1938 von Wien nach Frankreich und 1941 von Lissabon nach New  York, wo sie sich als Kranken- schwester durchschlug und auch bis zu ihrem Tod 1982 lebte. Neben wenigen Zeitungsartikeln konnte sie im US-Exil nur mehr den Fortsetzungsroman Ein Amerikaner in Russland in der New  Yorker Neuen Volks-Zeitung unterbringen. Von sozialistischen Positionen hatte sie sich seit den stalinistischen Säuberun- gen in den dreißiger Jahren längst verabschiedet, ihren Erstling später sogar 4 Nach einer Notiz in:  Die Linkskurve H.  4/1930, S.  32; vgl. Lemke, Lili Körber, S.  76. 5 Vgl. Lemke, Lili Körber, S.  70; auch die Angaben von Hertling bleiben vage (vgl. Viktoria Hertling:  Quer durch. Von Dwinger bis Kisch. Berichte und Reportagen über die Sowjetunion aus der Epoche der Weimarer Republik. Königstein/Ts.:  Athenäum 1982, S.  91–93). 6 Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums. Stand vom 31.  Dezem- ber  1938. Leipzig:  Hedrich 1938, S.  74.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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