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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Gastspiele sowjetischer Theatertruppen in Wien 201 das Theater wieder zusperren, obwohl Robert Musil zum Beispiel dem Pro- gramm viel Positives abgewinnen konnte:  „Sie spielen kleinen Blödsinn mit den Mitteln der Vollkommenheit“,8 schrieb er voll Enthusiasmus. Doch das Interesse am russischen Exotismus war von dem immer wieder nach Wien einkehrenden russischen Kabarett Der Blaue Vogel sowie von anderen russischen Kleinkunst- truppen, die in Wien ebenfalls gastierten, ausreichend bedient und es bedurfte offenbar keiner ständigen Einrichtung eines russischen Kabaretts in Wien. Natürlich spielte dabei auch in der geschrumpften Ersten Republik die wenig verlockende finanzielle Situation für russische Emigrantinnen und Emigranten eine Rolle. 2.1 Das Moskauer Künstlertheater und seine Doubles Der Auftakt zur ersten Konfrontation mit dem russischen Theater ergab sich mit dem Gastspiel des weit über die Grenzen Russlands hinaus berühmt gewordenen Moskauer Künstlertheaters, das bereits auf seiner ersten Tournee 1906 in Wien Station gemacht und großen Eindruck hinterlassen hatte. Als die „Moskauer“ 1921 wieder kamen, hatte sich nicht nur Europa politisch und gesellschaftlich völlig gewandelt, sondern auch die Truppe selbst trat in veränderter Formation auf:  als eine vom Moskauer Stammhaus unfreiwillig während eines Gastspiels in der Ukraine abgespaltene und in die Emigration getriebene Truppe der soge- nannten zweiten Garnitur, die nun unter der Leitung des Schauspielers Vasilij Kačalov stand.9 Als sich aber 1922 das in Moskau verbliebene Künstlertheater mit Konstantin Stanislavskij auf eine zwei Jahre lang10 währende Auslandstour- nee begab, die einem Siegeszug über Amerikas und Europas Bühnen gleichkam, kehrten einige Mitglieder der Kačalov’schen Truppe samt seinem Leiter wieder zum ursprünglichen Team zurück. Ein Teil jedoch verblieb unter dem Erfolg versprechenden Banner Moskauer Künstlertheater in Westeuropa und wurde schließlich in Prag als Prager Gruppe des Moskauer Künstlertheaters für einige Zeit sesshaft. 8 Robert Musil:  Moskauer Kunstspiele [1.  Dezember  1923]. In:  ders.:  Gesammelte Werke in neun Bänden. Hg. von Adolf Frisé. Bd.  9. Reinbek b.H.:  Rowohlt 21981, S.  1626. 9 Vgl. dazu die ausführliche Darstellung von Spaltungen und Wiedervereinigung des Moskauer Künstlertheaters in:  Molnári, Das russische Theater, S.  20ff. 10 Vgl. dazu:  Böhmig, Das russische Theater in Berlin, S.  12f. Auch von Stanislavskij selber gibt es dazu einen kurzen Bericht in seiner Autobiographie (vgl. Konstatin S. Stanislawski:  Mein Leben in der Kunst. Westberlin:  Das europäische Buch 1987, S.  475f.).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹