Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Page - 211 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 211 - in Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938

Image of the Page - 211 -

Image of the Page - 211 - in Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938

Text of the Page - 211 -

Gastspiele sowjetischer Theatertruppen in Wien 211 Sie betonen das Neue. Es ist ihnen Überraschung“.33 Als krasser Gegensatz dazu stand  – und daran hielten die traditionsbewussten Kritiker eisern fest  – die Überzeugung, die Kunst des Westens sei im sogenannten „Geistigen“ veran- kert. Gegen dieses Bollwerk des „Geistigen“ brandete nun diese vorgeblich von Technik bestimmte russische Kunst an. Bestärkt sah sich die Abwehrhaltung der Kritik auch dadurch, dass sich die neue Kunst mit der Revolution verbrüdert hatte und als „Revolutionskunst“ für eine Zeit lang zur sowjetischen Staatskunst erklärt wurde. 4 Das „entfesselte Theater“ Aleksandr Tairovs Im Juni 1925 war es schließlich soweit, dass Aleksandr Tairov mit seinem Staat- lichen Moskauer Kammertheater im Raimundtheater sowie im Deutschen Volkstheater das Wiener Publikum wie auch die Kritiker mit seinen Erfolgsin- szenierungen in den Bann zog. Es war eine wahrhaft geballte Werkschau, mit der sich das „entfesselte Theater“ in seiner ganzen innovativen Vielfalt vorstellte. Für die Reformierung des Bühnenbildes standen Tairov so bedeutende kons- truktivistische Architekten wie Aleksandr Vesnin oder die Brüder Vladimir und Georgij Stenberg sowie der Maler Georgij Jakulov und bis zu ihrer Emig- ration 1920 nach Paris auch die Malerin Aleksandra Ėkster zur Verfügung. Die Architekten unter ihnen bestückten den Bühnenraum mit großen konstrukti- vistischen Gerüstkonstruktionen, die aus Stangen, Rampen und Brücken ein miteinander verbundenes System bildeten, das mit sparsam gesetzten Attributen der Moderne wie Leuchtreklamen oder Plakaten auf die aktuelle Gegenwart ver- wies. Ein Höhepunkt dieser konstruktivistischen Bühnengestaltung war sicher- lich Vesnins Spielgerüst für G.K. Chestertons Satire Der Mann, der Donnerstag war aus dem Jahr 1923. Die eher malerisch orientierten, aber auch die archi- tektonisch vorgehenden Bühnenbildner Tairovs schufen  – wenn sie mit dem Bühnendekor für Stücke beauftragt waren, die in antikischen oder biblischen Handlungszeiten wie etwa in der Phädra von Racine (Bühnendekor von Vesnin) oder Salome von Oscar Wilde (Bühnendekor von Ėkster) angesiedelt waren  – Räume aus einfachen, plastischen, oft stark farbigen Dekorationselementen wie Säulen, Quadern, Prismen, Treppen und Stufen. Daraus resultierte  – wie auch 33 Wolfgang Born:  Neue Lichtbildkunst. In:  Die Bühne, Nr.  224/1929, S.  30. W.  Born (1893–1949), ein deutsch-amerikanischer Kunsthistoriker, kam 1925 nach Wien, wo er u.a. als freier Journalist für den Rundfunk und für Zeitschriften arbeitete, bis er 1937 kurz vor dem Einmarsch der Nationalsozialisten Österreich verließ und in die USA emigrierte.
back to the  book Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938"
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹