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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Jürgen Doll232 besorgte Stephan Hock, ein Mitarbeiter von Max Reinhardt,50 die musikalische Ausführung oblag den Komponisten Erwin Leuchter und Franz Leo Human, die Requisiten und Kostüme wurden von Harnisch und Meiselmann entworfen. Der im Wesentlichen auf Aufrufe, Schreie, Parolen, dokumentarisches Material wie Bibelzitate sowie Börsen- und Kriegsberichte reduzierte Text des kompakten einstündigen Schauspiels ist nicht erhalten, Auszüge finden sich im Führer zum Festspiel.51 Er spielte ohnedies eine untergeordnete Rolle:  Auch hier dominierte das Optische und Akustische. Wie Ehrenzweig erklärte, zielte er auf „leichte Verständlichkeit, volle Klarheit und Eindeutigkeit aller Vorgänge“.52 Die Dra- maturgie baute, wie in den in Ehrenzweigs Massentheater-Aufsatz evozierten Proletkult-Vorbildern und in den Linzer Spielen, vor allem auf Kontrastwirkun- gen auf. In der Mitte des Stadions steht der Turm des Kapitals. Fanfarenbläser leiten die Vorstellung ein. Die Handlung beginnt mit einer idyllischen Darstellung des Mittelalters mit freudig werkenden Handwerkern und Bauern in bunten Kostümen. Diese etwas überraschende Darstellung der Feudalzeit als Golde- nem Zeitalter der nicht entfremdeten Arbeit dient als Kontrast zum folgenden monotonen, uniformen, brutalen Maschinenzeitalter. Bibelzitate, die zu Gott- ergebenheit und Demut aufrufen, kontrastieren mit aktuellen Börsenberichten. Die Marseillaise kündigt eine noch unorganisierte Revolte an, die niederge- schlagen wird. Ihre Führer werden hingerichtet, alle Arbeiter stürzen zu Boden. Fanfaren leiten die Kriegsszenen ein, der Priester segnet den Krieg, Kriegsbe- richte und Militärmärsche stehen im Kontrast zum Massenmorden. Den Sol- daten folgen schwarz gekleidete trauernde Frauen, von Trauermusik begleitet. Dann rennen tausende Arbeiter auf das Feld, stürmen den Turm und stürzen die goldene Fratze des Kapitals. Die Spieler formieren sich am Ende zu einem gemeinsamen Schwur, tausende rote Fahnen und Fackeln füllen das Feld, die Internationale erklingt, das Spiel geht in einen Fackelzug zum Wiener Rathaus dazu auch zeitgenössische bilanzierende Berichte in der Arbeiter-Zeitung, z.B.:  Unser die Jugend, unser die Welt! Die grandiose Huldigung vor der Internationale. In:  Arbei- ter-Zeitung (27.7.1931), S.  1–3. 50 Vgl. Stephan Hock:  Das große Festspiel im Stadion. In:  Arbeiter-Zeitung (18.7.1931), S.  5. 51 Vgl. 2.  Arbeiter-Olympiade Wien Juli 1931. Festführer. Sozialistische Arbeiter-Sport- internationale Wien:  ASKÖ für Sasi 1931. 52 Robert Ehrenzweig:  Das Theater der Masse. In:  Die Politische Bühne, Mitte Juni 1932, o.S.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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