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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Jürgen Doll234 Festzüge nun fester Bestandteil der Agitation sein würden, erfüllte sich nicht. Er sollte der einzige dieser Art bleiben. 4 Sowjetrussisches Theater in Wien Soweit ich eruieren konnte, kamen damals drei sowjetrussische Stücke, die bereits in Deutschland mit Erfolg gespielt worden waren, in Wien zur Auffüh- rung:  1930 Sergej Tret’âkovs Brülle, China! in der Übersetzung Leo Lanias, 1931 Vladimir Kiršons Rost und 1932 Mond von links von Vladimir Bill’-Belocerkovs- kij in der Übersetzung von Hermynia Zur Mühlen. Die Aufführung der ersten beiden Stücke wurde durch die Sozialdemokratische Kunststelle ermöglicht, mit Mond von links wurde das Proletarische Theater eröffnet, das, so scheint es, der KPÖ nahe stand und im September 1932 zum ersten Mal in Österreich Brechts Die Maßnahme spielte. Während die Aufführung der Maßnahme in der sozial- demokratischen Presse kritisch besprochen wurde, wurde über Mond von links von der Wiener Presse, einschließlich der Roten Fahne, nicht berichtet.58 Die Aufführung von Brülle, China! war in der Wiener linken Öffentlichkeit ein Ereignis. Für dieses Stück verkaufte die Kunststelle 1930 die meisten Karten, genau 15.382, als Nächstes kam Friedrich Wolfs Die Matrosen von Cattaro mit 6000.59 Die Schlussszene des Stücks war vorab in der Zeitschrift der Kunststelle Kunst und Volk abgedruckt worden.60 Es wurde im Neuen Wiener Schauspiel- haus gegeben, inszeniert von Fritz Peter Buch, dem Regisseur der deutschen Erstaufführung im Schauspielhaus Frankfurt.61 Das Stück, das auf einer wahren Begebenheit beruht, behandelt die brutale Unterdrückung der Kulis durch die Engländer in durchaus parteilicher Weise, wenn auch die Europäer in der Wie- ner Aufführung im Gegensatz zur Moskauer Inszenierung Mejerchol’ds keine 58 Es war leider nicht möglich, die genauen Aufführungsdaten für dieses Stück zu eru- ieren. 59 N.N.:  Die Wiener Sozialdemokratische Kunststelle. In:  Bildungsarbeit, Nr.  4/1931, S.  48f. 60 Sergej Tretjakow:  Brülle, China! Schlußszene. In:  Kunst und Volk, Nr.  6/1930, S.  273– 278. 61 Zur deutschen Erstaufführung und zum spektakulären Erfolg des Stücks in Deutsch- land vgl. Günther Rühle (Hg.):  Theater für die Republik 1917–1933 im Spiegel der Kritik. Bd.  2. Berlin:  Henschelverlag 1988, S.  991–994. Friedrich Wolf bezeichnete die Frankfurter Aufführung als „den eigentlichen Durchbruch“ bei der Rezeption sowjetischer Stücke in Deutschland (zit. bei:  Manfred Nössing, Johanna Rosenberg, Bärbel Schrader:  Literaturdebatten in der Weimarer Republik. Berlin–Weimar:  Auf- bau Verlag 1980, S.  570).
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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