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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
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Brands Oper Maschinist Hopkins und die Avantgarde 243 futuristischen, zeitgenössisch als „proletarischer Barde des Maschinenzeit- alters“14 betitelten Lyriker, beeinflusst.15 Am 7.  November  1922  – dem fünften Jahrestag der Oktoberrevolution  – gelang Avraamov in Baku ein audiovisuelles Spektakel, das auch das Publikum miteinbezog.16 „Dampfpfeifen- und Sirenen- geheul“, Wasserflugzeuge, die im Hafen landeten, Kanonen, Glockengeläut und die Internationale, die von einem Blasorchester gespielt und vom Publikum mit- gesungen wurde,17 ließen die Vision einer Vereinigung futuristischer und pro- letarischer Ideale aufschimmern, die bewusst die Verkörperung des Einen im Anderen sah und die Integration von Kunst im Leben umzusetzen versuchte. Die russischen Futuristen um Avraamov forderten eine Musikästhetik, die dem aus der Revolution „geborenen“ neuen Menschen  – mit dem in diesem Fall der sowjetische Mensch gemeint war  – einen eigenen Ausdruckskanal geben und im Dienste einer Erneuerung beziehungsweise gleichzeitigen Stärkung der nationa- len Identität stehen sollte. Die 1923, zwei Jahre nach Avraamovs Aufführung, unter Beteiligung futu- ristischer Komponisten und Musiker gegründete Assoziation für zeitgenössi- sche Musik18 (ASM) institutionalisierte zum ersten Mal eine avantgardistisch geprägte Kultur in Russland. Die ASM kooperierte auch mit der Universal-Edi- tion in Wien und bot den Komponisten damit eine Publikationsmöglichkeit. Zugleich mit der ASM etablierte sich auch eine Russische Assoziation proleta- rischer Musiker:  Die RAPM,19 die vor allem eine volkstümliche, an Simplizität orientierte Musikästhetik zum Zwecke der Stärkung des Proletariats und seiner gesellschaftlichen Stellung forderte, verfolgte paradoxerweise nicht dem ASM entgegengesetzte Ziele. Beide Institutionen hatten den sowjetischen Menschen im neu angebrochenen Zeitalter im Blick und nahmen es sich zur Aufgabe, eine auf ihm basierende beziehungsweise ihm entsprechende Kultur aufzubauen. 14 Vgl. dazu die Monographie von Kurt Johansson über Gastev:  Kurt Johansson:  Aleksej Gastev, Proletarian Bard of the Machine Age. Stockholm:  Almquist 1983. 15 Gastev setzte sich in seinem lyrischen Werk mit futuristischen Ideen wie etwa visio- nären Konzepten eines „neuen Menschen“ ganz maßgeblich auseinander, so z.B.  in seinem poetischen Werk Ein Packen von Ordern (russ. Пачка ордеров. Riga 1921; in deutscher Übersetzung von Cornelia Köster, Ostheim/Rhön 1999). 16 Vgl. Wolfgang Mende:  Musik und Kunst in der sowjetischen Revolutionskultur. Köln:  Böhlau 2009, S.  273. 17 Vgl. ebd., S.  277. 18 Kurz ASM für:  „Associacija sovremennnoj muzyki“. 19 Kurz RAPM für:  „Russkaja associacij proletarskich muzykantov“.
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Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
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