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Russische Musik im Wiener Verlag Universal-Edition 267
der UE nach Wien übersiedelte und hier von Juni 1925 bis Ende 1933 der „Rus-
sischen Abteilung Universal Edition“ vorstand. Er war der einzige russischspra-
chige UE-Mitarbeiter in der Zwischenkriegszeit und der Initiator der Kontakte
zu sowjetischen Musikern – ein Enthusiast, durch dessen Bemühungen der rus-
sische Katalog ständig erweitert werden konnte.16 Über seine Zusammenarbeit
mit Musikern aus der UdSSR gibt der umfangreiche Briefwechsel Aufschluss,
den Dzimitrovskij Mitte der 1920er Jahre unter anderen mit Nikolaj Mjaskovskij,
Reinhold Glière, Pavel Lamm, Aleksandr Krein, Boleslav Javorskij und Sergej
Protopopov in der Sowjetunion unterhalten hat17
2 Die ‚russische Abteilung‘ in der UE
Die Gründung einer eigenen „Russischen Abteilung Universal Edition“ ist im
Kontext der Wiederaufnahme politischer Kontakte Österreichs zur UdSSR zu
lesen – umso mehr, als die UdSSR der Verlagsleitung offensichtlich als perspek-
tivenreicher Markt für die Verwertung ihrer eigenen beziehungsweise der bei
anderen ausländischen Verlagen angekauften Notenproduktion erschien. Seit
Beginn des Jahres 1923 bestand die Möglichkeit zentralisierter Notenlieferungen
aus dem Ausland in die UdSSR, und tatsächlich widmete sich die UE in der ers-
ten Hälfte der 1920er Jahre intensiv der Verbreitung von Noten aus dem eigenen
Katalog in der UdSSR, darunter auch bei russischen Emigrantenverlagen ange-
kaufte Noten.18 Als vermittelnde Instanz trat von sowjetischer Seite die zu dieser
Zeit gegründete Aktiengesellschaft Meždunarodnaja kniga (dt.: Internationales
Buch) auf, deren Auslandslager sich in Berlin befand.19 Die Geschäftsbeziehung
eines Konzerts zum fünfzehnten Jahrestag der Revolution, wie aus einem Brief
von Dzimitrovskij an Nikolaj Mjasovskij vom 7. Februar 1933 hervorgeht: „Das
Musik(programm) [zum 15-Jahr-Jubiläum der Revolution] habe ich erstellt und
sogar den polpredstvo-Chor dirigiert“ (RGALI (Moskau). Bestand 2040. Verzeich-
nis 2. Aktenstück 142. Blatt 9; Übers. C. Peresich).
16 Abram Dzimitrowsky (1873/1875(?)–1943), Verleger und Chordirigent. Über ihn und
seine UE-Arbeit vgl. Barsova I.
Sotrudničestvo i perepiska dvuch izdatel’stv:
Universal
Edition i Muzsektora Gosizdata v 20–30-e gody. Vzgljad iz Veny sowie dies.:
Kontury
stoletija. Iz istorii russkoj muzyki XX veka. Sankt-Peterburg:
Kompozitor:
2007. S.
89.
17 Weitere Hinweise zu Aufbewahrungsorten der Korrespondenz der UE mit ihren rus-
sischen Partnern bei O.
Bobrik; Venskoe izdatel’stvo „Universal Edition“ i muzykanty
iz Sovetskoj Rossii. Istorija sotrudničestva v 1920–30-e gody. S. 253–260.
18 Ein Großteil der berühmten Notenverlage, z.B.
der erwähnte Rossijskoe muzykal’noe
izdatel’stvo und Bessel’, existierte nach der russischen Revolution im Ausland weiter.
19 Anfangs lautete der Name der AG „‚Kniga‘ Buch- und Lehrmittel Gesellschaft m.b.
H. Berlin“, mit Sitz in Berlin (Kurfürstenstraße 79).
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Title
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Subtitle
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Author
- Primus-Heinz Kucher
- Editor
- Rebecca Unterberger
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 466
- Category
- Kunst und Kultur