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Vom stummen Panzerkreuzer zum tönenden Potemkin 291
1. Akt:
Menschen und Würmer
Exposition der Handlung. Die Lage auf dem Panzerkreuzer. Von Würmern
befallenes Fleisch. Es gärt unter den Matrosen.
2. Akt:
Drama [in der Bucht] von Tendra
„Alle Mann an Deck!“ Weigerung, die von Würmern wimmelnde Suppe zu
essen. Die Szene mit der Persenning. „Brüder!“ Die Weigerung zu schießen.
Der Aufstand. Die Abrechnung mit den Offizieren.
3. Akt:
Der Tote ruft
Nebel. Der Leichnam Wakulintschuks im Hafen von Odessa. Der Leichnam
wird beweint. Demonstration der Empörung. Hissen der roten Flagge.
4. Akt:
Die Treppe von Odessa
Verbrüderung des Ufers mit dem Panzerkreuzer. Jollen mit Verpflegung.
Erschießungen auf der Treppe von Odessa. Schuss des Panzerkreuzers auf
den „Generalstab“.
5. Akt:
Begegnung mit dem Geschwader
Nacht des Wartens. Begegnung mit dem Geschwader. Maschinen. „Brüder!“
Weigerung des Geschwaders zu schießen. Der Panzerkreuzer fährt siegreich
durch das Geschwader.
Für den europäischen
– und das hieß zunächst einmal deutschsprachigen
– Markt
wird eine neue Fassung erstellt. Schon im Vorfeld trachten zahlreiche Gruppen
diesen „Agitations- und Zersetzungsfilm“8 zu verhindern; die deutsche Heeres-
und Marineleitung verbietet ihren Soldaten den Besuch der Aufführung, die Ufa
untersagt den firmeneigenen Kinos den Film ins Programm zu nehmen. Für die
deutsche Fassung, die von der kommunistischen Verleih- und Produktionsfirma
Prometheus (Berlin) herausgebracht wird, zeichnet der linke Regisseur Piel Jutzi
verantwortlich, der frei mit der strengen Fünf-Akt-Struktur verfährt und ein-
zelne Szenen, des leichteren Verständnisses wegen, einfach umstellt.
Dennoch entbrennt um den Panzerkreuzer Potemkin ein regelrechter Zensur-
krieg. Am 24. März 1926 erteilt die deutsche Filmprüfstelle ein Verbot, da der
Film „geeignet sei, die öffentliche Ordnung und Sicherheit dauernd zu gefähr-
den“.9 Am 10. April erfolgt eine Freigabe durch die Zensurstelle nach immerhin
14 Schnittauflagen: Entfernt werden müssen etwa einzelne Zwischentitel sowie
8 Vgl. Schreiben des Chefs der Heeresleitung Generaloberst Seeckt vom 10.4.1926 an
Reichsinnenminister Dr.
Külz, zit. nach:
Hermann Herlinghaus: Dokumente zur Auf-
führung des Panzerkreuzer Potemkin in Deutschland 1926. In:
ders. u.a. (Hgg.):
Sergei
Eisenstein
– Künstler der Revolution. Materialien der Berliner Eisenstein-Konferenz
10.–18. April 1959. Berlin Ost:
Henschel 1960, S.
228–327, zit. S. 263.
9 Zensurkarte Nr. 12595 der Filmprüfstelle Berlin vom 24.3.1926.
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Title
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Subtitle
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Author
- Primus-Heinz Kucher
- Editor
- Rebecca Unterberger
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 466
- Category
- Kunst und Kultur