Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Page - 304 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 304 - in Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938

Image of the Page - 304 -

Image of the Page - 304 - in Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938

Text of the Page - 304 -

Evelyne Polt-Heinzl304 einer Erklärung gegen „gewisse conservative Angriffe gegen Kunst Ankäufe etc. Museum […]. Ich lehnte, als incompetent, ab.“11 „Nachmittag bei Roden 300 Zeichnungen von Schatz gesehen u.  mehrere Bil- der, die alle einen ungeheuren Fleiß des Künstlers u.  ein liebenswürdiges Ein- leben des Käufers bedeuten“,12 notierte Erica Tietze-Conrat am 8.  Jänner  1924 in ihrem Tagebuch. Darin verbirgt sich ein weiterer Grund für kunsthistorische Marginalisierung. Viele Förderer und Sammler der Zeit waren Angehörige des jüdischen Bildungsbürgertums und mussten 1938 fliehen, ihre Sammlungen wurden arisiert und zerstreut. Der Kunstkritiker Max Roden, dem 1938 die Flucht in die USA gelang, konnte etwa 1.500 Blätter seiner Graphiksammlung ins Exil retten. „Die Mehrzahl dieser Blätter stammt aus der Hand des österrei- chischen Künstlers Otto Rudolf Schatz […], von dem Roden mehr Arbeiten als von allen anderen Künstlern besaß.“13 1926 bis 1928 fertigte Schatz auch aqua- rellierte Holzschnitte zu den als Privatdrucke produzierten Kinderbüchern Reise um die Welt und Zirkus nach Texten von Max Roden. 2 Wie Schatz allmählich ins Bild rückt „Im Zuge einer allgemeinen Rückbesinnung auf traditionelle Formen schloß sich auch Österreich der Neuen Sachlichkeit an, bezog aber eine wesentlich unpolitischere Haltung als etwa Deutschland.“14 In diesem Urteil aus dem Jahr 1994 ist Schatz eindeutig ebenso wenig mitgedacht wie in der zitierten Bestands- aufnahme Wieland Schmieds aus dem Jahr 1983, und in beiden Epochenpor- träts wird eine zentrale Strömung der österreichischen Avantgarde der 1920er Jahre wie der Kinetismus nicht einmal erwähnt. Was Schatz betrifft, ist es das Verdienst des österreichischen Psychotherapeu- ten und Kunstsammlers Wilfried Daim, immer wieder auf dessen Bedeutung hingewiesen zu haben. Er erwarb in den 1960er Jahren große Teile aus dem Bestand der Neuen Galerie von Otto Kallir-Nirenstein und 1973 einen großen 11 Arthur Schnitzler:  Tagebuch 1923–1926. Hg. v.  Peter Michael Braunwarth, Susanne Pertlik und Reinhard Urbach. Wien:  Akademie der Wissenschaften 1995, S.  150. 12 Erica Tietze-Conrat:  Tagebücher. Bd.  1:  Der Wiener Vasari (1923–1926). Hg. v.  Alex- andra Caruso, Einl. v.  Edward Timms u.  David Rosand. Wien–Köln–Weimar:  Böhlau 2015, S.  190. 13 Sophie Lillie:  Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens. Wien:  Czernin 2003 (= Bibliothek des Raubes, Bd.  8), S.  989; vgl. dazu:  Wilfried Daim:  Meine Kunstabenteuer. Geschichte einer Sammlung. Wien:  Holzhausen 1997, S.  88. 14 Pappernigg, Absperrung und Einsperrung, S.  111.
back to the  book Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ - Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938"
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹ Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Title
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Subtitle
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
Author
Primus-Heinz Kucher
Editor
Rebecca Unterberger
Date
2019
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-631-78199-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
466
Category
Kunst und Kultur
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹