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Otto R. Schatz –Neue Sachlichkeit und Proletkult 313
zeigen die Gewalt der Technik und denken ihre potentiellen Störfälle stets mit.
Das verleiht ihnen oft etwas Bedrohliches wie im Blatt Schornsteine. Laut Fritz
Rosenfeld44 zeigt das Bild die Leunawerke, das ehemalige Hauptwerk der IG-
Farben, wo sich im Frühjahr 1921 aufständische Arbeiter verbarrikadiert hatten,
was auch in der Literatur der Zeit thematisiert wurde.45 Wie gotische Kathedra-
len wachsen die Schlote über den Bildrand hinaus in den Himmel. Das Sinnfäl-
lige des technischen Ineinandergreifens der Elemente der Anlage ist so evident
wie für den Betrachter unverständlich
– und es zeigt auch die Verletzlichkeit der
Anlage: Ein Leck im Rohr, eine verstopfte Zu- oder Ableitung kann den Prozess
nachhaltig und folgenreich stören.
44 Fritz Rosenfeld in:
Le Monde (20.4.1929), zit. bei:
Daim, Otto Rudolf Schatz, Kriegs-
briefe, zu Tafel 24.
45 Vgl. Walter Bauer: Stimme aus dem Leunawerk. Verse und Prosa. Umschlag: John
Heartfield. Berlin: Malik 1930.
Abb. 2: Förderband, Holzschnitt, 1928, 28 x 33,5 cm.
Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Title
- Der lange Schatten des ›Roten Oktober‹
- Subtitle
- Zur Relevanz und Rezeption sowjet-russischer Kunst, Kultur und Literatur in Österreich 1918–1938
- Author
- Primus-Heinz Kucher
- Editor
- Rebecca Unterberger
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-631-78199-9
- Size
- 14.8 x 21.0 cm
- Pages
- 466
- Category
- Kunst und Kultur