Page - 20 - in Rudolf Eitelberger von Edelberg - Netzwerker der Kunstwelt
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20 E. Kernbauer, K. Pokorny-Nagel, J. Rüdiger, R. Rosenberg, P. Werkner und T. Jenni
Rudolf von Eitelberger und das k. k. Österreichische Museum für Kunst und Industrie
Mit der Gründung des k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie war Eitel-
berger, dessen Werdegang von den massiven politischen, gesellschaftlichen und wirt-
schaftlichen Umwälzungen im ausgehenden 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahr-
hunderts geprägt war und der die Fähigkeit besaß, auf veränderte Verhältnisse zu re-
agieren, untrennbar verbunden.12 Seine praktischen und theoretischen Bemühungen auf
wissenschaftlichem, publizistischem und kulturpolitischem Gebiet prägten nachhaltig
die Situation der Kunst im Gewerbe und mündeten letztlich in der Gründung des den
gewerblichen Zwecken in Bezug auf Geschmacksbildung und Ästhetik dienenden Mu-
seums.
Ob es sich um seine journalistisch-kritische Tätigkeit, um museale Erschließung oder
wissenschaftliche Forschung handelte – Eitelberger befasste sich in all seinen Werken
mit dem drohenden Verfall des Geschmacks und er erkannte die Krise, die er letztlich
mit dem Zerfall der Einheit von hoher und angewandter Kunst und dem Bruch mit der
Tradition der bürgerlichen Gesellschaft begründete. Was ihn in Zusammenhang mit
der Verbesserung des Geschmacks besonders beschäftigte, war die Frage der Konkur-
renzfähigkeit des österreichischen Kunstgewerbes. In dieser Konkurrenzfähigkeit sah
er die Bedingungen für den friedlichen politischen und wirtschaftlichen Wettstreit und
knüpfte große Hoffnungen an die sich ab 1851 an verschiedenen Orten in rascher Folge
wiederholenden Weltausstellungen als »Jahrmärkte des Kunstgewerbes«, die eine bis da-
hin unbekannte Situation gegenseitiger Beeinflussung und Austauschbarkeit schufen.
Nach den ersten Weltausstellungen 1851 in London und 1855 in Paris waren die öster-
reichischen kunstgewerblichen Produkte heftiger negativer Kritik ausgesetzt. So veröf-
fentlichte Eitelberger als Ausstellungsbesucher Briefe über die Moderne Kunst Frankreichs
und machte für die staatliche Förderung des Kunstgewerbes Stimmung. Die Notwen-
digkeit, für die österreichische Produktion aktiv zu werden, war letztlich auch treibende
Kraft für die Gründung des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Nachdem die Idee einer höheren kunstgewerblichen Bildungseinrichtung, wenn
auch in Zusammenhang mit den bestehenden Institutionen, wie etwa den Gewerbe-
vereinen, schon länger in Österreich diskutiert worden war, entwarf Eitelberger noch
aber erst mit Thausings »Mittelalter« beginnen lassen. J. von Schlosser, Die Wiener Schule der
Kunstgeschichte. Rückblick auf ein Säkulum deutscher Gelehrtenarbeit in Österreich, in : Mittei-
lungen des österreichischen Instituts für Geschichtsforschung, Ergänzungsband
13, H.
2, Innsbruck
1934.
12 Zur Gründungsgeschichte vgl. P. Noever (Hg.), Kunst und Industrie. Die Anfänge des Museums
für angewandte Kunst in Wien (Ausst. Kat. MAK – Österreichisches Museum für angewandte
Kunst, 31.
Mai–3.
September 2000), Ostfildern-Ruit 2000.
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien