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stellte in Österreich aus bürokratischer Sicht eine echte Neuerung dar und hatte ver-
mutlich das Board of Trustees oder ähnliche Institutionen an englischen Anstalten zum
Vorbild. Eitelberger wurde vom Unterrichtsministerium ein provisorisches Comité zur
Seite gestellt ;15 zu seinen Aufgaben zählten die Umgestaltung des Ballhauses, die Be-
schaffung der Objekte und die Ausarbeitung der Statuten, die bereits Zweck und Um-
fang des Museums, die Benützung und das System der Sammlungen, die Organisation
der Institutsleitung und die Gründung von Hilfsanstalten festlegten.16
Jacob von Falke übernahm die Revision, bevor am 31.
März 1864 die Eröffnung des
k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie als erstes staatliches Museum der
Monarchie von höchster Stelle vollzogen war. Eitelberger plädierte für die Benennung
der Institution als »Österreichisches Museum für Kunst und Industrie« und erhoffte,
sich durch die Namensgebung einen breiteren Aktionsradius zu schaffen, der gleich-
wohl Erzeugnisse der Kunstindustrie als auch Kunstwerke umfasste und zugleich das
Festhalten am Anspruch auf ästhetische und technologische Zielsetzungen signalisierte.
Am Gründungstag erfolgte auch die Ernennung der für die Institution in Zukunft
arbeitenden Personen. Eitelbergers Ernennung zum Direktor ging im gleichen Jahr
seine Berufung in den Unterrichtsrat des Staatsministeriums voraus, womit sein Ein-
fluss in Gesetzesfragen, Personalpolitik und Organisation der staatlichen Institutionen
gesichert war. Jacob von Falkes Ernennung zum Organisator des Sammlungssystems
und ersten Custos plante Eitelberger von langer Hand. Die Zusammenarbeit sollte sich
über fast 25 Jahre als äußerst fruchtbar herausstellen, indem Eitelberger die Kontakte
knüpfte, während Falke im Hintergrund als der wissenschaftliche Kopf der Anstalt fun-
gierte.
Noch 1864 wurden europaweit ehrenamtlich tätige Korrespondenten ernannt, ab
1869 sogar weltweit. Ein enger Schriftverkehr und ein Zusenden neuer Kataloge, Fo-
tografien und Reglements hielten das Museum in Wien auf dem neuesten Stand der
internationalen Entwicklungen.
Eitelberger kam die umfangreiche Aufgabe zu, in den Kronländern die Sichtung der
vom Kaiser zur Verfügung gestellten Sammlungen vorzunehmen. Mit dem k. k. Österrei-
chischen Museum für Kunst und Industrie wurde ein Museum gegründet, dessen Samm-
15 Diesem gehören Gustav Adolf Heider, Kunstreferent im Unterrichtsministerium, Carl Lewinsky,
Sektionschef im Unterrichtsministerium und Johann Gabriel Seidl, Custos der kaiserlichen Schatz-
kammer, an.
16 Statuten des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und Industrie, 31.03.1864, Genehmigt mit dem Al-
lerhöchsten Handschreiben Sr. K. u. k. Apostol. Majestät des Kaisers vom 31. März 1864 an den
Staatsminister Ritter von Schmerling.
22 E. Kernbauer, K. Pokorny-Nagel, J. Rüdiger, R. Rosenberg, P. Werkner und T. Jenni
Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien