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Zur Einleitung : drei Institutionen blicken auf ihren Gründer 23
lungen erst im Nachhinein zusammengestellt wurden. Am Anfang stand die konkrete
Aufgabe, die Schaustücke, die ein Museum ausmachen, zu organisieren.
Die von Eitelberger und Falke nach Gottfried Sempers Vorbild ausgearbeitete Sys-
tematik der Sammlungen, nach Material und Technik in 24
Klassen getrennt, war Leit-
faden für die Sammlungspolitik. Ziel am Eröffnungstag des Museums war es, aus jedem
Bereich und aus jeder Epoche der angewandten Kunst mindestens einen exemplari-
schen Gegenstand zu präsentieren. Der Wille zur Vollständigkeit brachte es mit sich,
dass zu Beginn neben kurzfristigen Leihgaben vorwiegend ganze Sammlungen einge-
gliedert und die verbleibenden Lücken von Reproduktionen abgedeckt wurden, wobei
sich der Bogen von Gipsabguss über Galvanoplastik bis zu Fotografien spannte.
Am 12. Mai 1864 wurde das Museum auf dem Gelände der Hofburg mit 2000 Ex-
ponaten eröffnet. Erstmals wurde eine Privatsammlung des Kaisers der Öffentlichkeit
zugänglich gemacht, das im Eigentum des Kaisers stehende Ballhaus, der ehemalige
Turnsaal, wurde für die gewerbliche Bildung geräumt. Heinrich von Ferstel erhielt den
Auftrag, den Bau für die provisorische Unterbringung der Sammlungen bestmöglich
zu adaptieren. Den Architekten kannte Eitelberger bereits seit dessen Studienzeit am
Wiener Polytechnikum, als der junge Ferstel im Herbst 1849 gemeinsam mit Studien-
kollegen gebeten hatte, dass Eitelberger für Architekturschüler kunsthistorische Vor-
träge halten möge.17 Hieraus entwickelte sich über die Jahre eine freundschaftliche
Zusammenarbeit, die sich zuerst in ihrer gemeinsamen Publikation zur Wiener Stadt-
erweiterung Das bürgerliche Wohnhaus und das Wiener Zinshaus niederschlug und in
mehreren gemeinsamen Bauprojekten mündete.18
Für die ersten Räumlichkeiten des Museums wurden neben der Aufstellung der
Sammlungsobjekte auch Ateliers zum Kopieren, für die Abnahme von Gipsabgüssen,
für das Photographische Atelier sowie eine Bibliothek und eine Kanzlei eingerichtet.
Aufgrund der eingeschränkten Ausstellungsfläche im Ballhaus und um die Öffentlich-
keit für die Institution zu gewinnen, wurden Vorträge veranstaltet, Publikationen her-
ausgegeben und Wanderausstellungen organisiert. Schon in diesem Stadium keimten
die Ideen für die Schaffung eines großen, allen Anforderungen gerecht werdenden Mu-
seumsbaus, mit dem Ferstel 1866 beauftragt wurde.
Im engen Austausch mit Eitelberger entwickelte der Architekt einen Entwurf, der so-
wohl auf die Funktionen und Abteilungen des Museums als auch auf die Bedürfnisse
17 R. Eitelberger von Edelberg, Heinrich Ferstel und die Votivkirche, in : ders., Kunst und
Künstler Wiens der neueren Zeit (Gesammelte kunsthistorische Schriften von Rudolf Eitelberger
von Edelberg, I), Wien 1879, S.
271–349. Siehe auch den Beitrag von Robert Stalla in diesem Band.
18 R. Eitelberger von Edelberg/H. Ferstel, Das bürgerliche Wohnhaus und das Wiener Zins-
haus : ein Vorschlag aus Anlaß der Erweiterung der innern Stadt Wien’s, Wien 1860.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien