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»Die grosse Einheit der Kunst« 93
Im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen (Burckhardt, Springer, Lübke) hat Ei-
telberger trotz seiner populärwissenschaftlichen Interessen kein großangelegtes kunst-
historisches Überblickswerk verfasst : Seine Leistung als Kunsthistoriker liegt vielmehr
in der kunstarchäologischen Erschließung von Einzeldenkmälern und in der Beschäf-
tigung mit Quellen.89 Auch bleibt Eitelberger seinen Lesern eine Kunsttheorie schul-
dig : Das Vorlesungsmanuskript wird nicht ausformuliert, dennoch darf man davon aus-
gehen, dass er es nach der heißen Phase seines politischen Engagements wieder aus
der Schublade herausholt, wenn er im Januar 1851 die Lehrkanzel für »Geschichte der
bildenden Künste« an der Wiener Kunstakademie betritt90 und im Studienjahr 1850/51
am Polytechnischen Institut »Die Geschichte der bildenden Künste vom Anfang bis
auf unseren Tag« liest.91 Erst kurz vor seinem Tod (im Sommer 1884) arbeitet er an
einer Edition der Aufzeichnungen, von denen jedoch nur ein sehr kleiner Teil durch
seinen Mitarbeiter Hubert Janitschek aus dem Nachlass im Repertorium für Kunstwis-
senschaft (1887) publiziert wird.92 Allerdings handelt es sich bei den Aufsätzen über Die
Lebendigkeit im Kunstwerke und Ueber Naturwahrheit im Kunstwerke um eigenständige
Schriften, die Eitelbergers frühes kunsttheoretisches Vokabular in einzelnen Schlag-
wörtern aufgreifen, diese aber in einen ganz anderen Kontext projizieren. Es sind letzten
Endes ›unzeitgemäße‹ Betrachtungen eines Romantikers in einem von kennerschaft-
lichen Debatten geprägten Wissenschaftsdiskurs, der sich
– trotz der gängigen Lesart
–
der Baukunst, in : Mittheilungen der k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der
Baudenkmale, 1, 1856, Nr.
3, S.
47 f., hier S.
48.
89 Vgl. dazu A. Dobslaw, Die Wiener »Quellenschriften« und ihr Herausgeber Rudolf Eitelberger
von Edelberg. Kunstgeschichte und Quellenforschung im 19. Jahrhundert (Wiener Schriften zur
Kunstgeschichte und Denkmalpflege, Bd.
1), Berlin/München 2009.
90 Dazu R. Eitelberger von Edelberg, Die Bildungs-Anstalten für Künstler in ihrer historischen
Entwicklung. – Vorlesung, gehalten am 17. Jänner 1851 beim Antritte der Lehrkanzel für Ge-
schichte der bildenden Künste an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, Wien 1851.
91 Im Vorlesungsverzeichnis des Polytechnischen Institutes wird Eitelberger im Studienjahr 1850/51
mit dem Kurs »Die Geschichte der bildenden Künste vom Anfang bis auf unseren Tag« erwähnt.
Vgl. dazu W. Frodl, Idee und Verwirklichung : das Werden der staatlichen Denkmalpflege in Öster-
reich (Studien zu Denkmalschutz und Denkmalpflege
13), Wien/Köln/Graz 1988, S.
141.
92 H. Janitschek, Aus dem Nachlasse R. v. Eitelberger’s. I. Die Lebendigkeit im Kunstwerke, in :
Repertorium für Kunstwissenschaft, 10, 1887, S. 1–13 ; H. Janitschek, Aus dem Nachlasse R. v.
Eitelberger’s. II. Ueber Naturwahrheit im Kunstwerke, ebenda, S. 119–125. Zur Entstehungsge-
schichte der Edition, vgl. H. Janitschek, Rudolf Eitelberger, in : Repertorium für Kunstwissen-
schaft, 8, 1885, S.
398–404, hier S.
402.
Rudolf Eitelberger von Edelberg
Netzwerker der Kunstwelt
- Title
- Rudolf Eitelberger von Edelberg
- Subtitle
- Netzwerker der Kunstwelt
- Authors
- Julia Rüdiger
- Eva Kernbauer
- Kathrin Pokorny-Nagel
- Raphael Rosenberg
- Patrick Werkner
- Tanja Jenni
- Publisher
- Böhlau Verlag
- Location
- Wien
- Date
- 2019
- Language
- German
- License
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-20925-6
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 562
- Category
- Biographien